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Abschnitt XIL _ Verkaufsgesellschaften, Verbände,
Oeser (Frankfurt a. M.) im Reichstag die drohende Monopolisie-
rung in der Elektrizitätsindustrie und die damit zusammen-
hängende Gestaltung des Elektrizitätsmarktes zur Sprache. -
Die Gefahr liegt sehr nahe, daß aus den drei Gruppen
früher oder später einmal eine einzige werde, daß aus ihrer
Verschmelzung der Deutsche Elektrotrust entstehe, ein privates
Monopol, das schon allein durch die Kraft seiner Kapitalmacht
jeden neu auftauchenden Wettbewerb im Keime zu ersticken
vermöchte. Das wäre u. a. die Abhängigkeit des Konsums
von einem Monopol, das bei der Stellung seiner Bedingungen
und Preisforderungen keine Konkurrenz mehr zu fürchten ‘hat.
Der Staat aber ist an dieser Entwicklung nicht bloß als Ver-
treter der Allgemeinheit interessiert, er ist es auch als Ab-
nehmer, dem es nicht gleichgültig sein kann, wenn er bei der
größten bevorstehenden Aufgabe der Elektrotechnik, nämlich
bei der Elektrifizierung der Eisenbahnen, vielleicht nur noch
einem einzigen Unternehmer gegenüberstehen wird. Das
Kruppsche Panzerplatten-Monopol ist dafür ein warnendes
Beispiel. Dieser Entwicklung können aber Gegengewichte ge-
schaffen werden, worauf der Abgeordnete Oeser in der Reichs-
tagsverhandlung hinwies,
Die Dinge liegen in der Elektrizitätsindustrie nicht so,
daß die großen Konzerne überhaupt die einzigen Produzenten
ihrer mannigfaltigen Erzeugnisse sind. Was ihnen das gewal-
tige Übergewicht verleiht, ist nur der Umstand, daß sie alle
Erzeugnisse (Kabel, Drähte, Dynamos und Maschinen, Lampen
und Installationsmaterial) zusammen herstellen, daß sie mit
der Erzeugung zugleich auch die Installation betreiben, und
daß sie durch ihre Kapitalkraft (das wichtigste). in der Lage
sind, die Anlagen, die sie von Anfang bis zum Ende im eigenen
Betriebe errichten können, auch gleichzeitig zu finanzieren.
Für die einzelnen Fabrikate aber besteht neben und in Kon-
kurrenz mit ihnen eine große Zahl von Spezialfabriken, die
60 000 Arbeiter beschäftigen, ebenso wie die Installation von
einer großen Zahl handwerksmäßiger Kleinbetriebe auch als
selbständiges Gewerbe ausgeübt wird. Diese Spezialfabriken
und Installateure (das Gegengewicht gegen das drohende Elek-
tromonopol) suchen die großen Konzerne zu erdrücken und
schließen deshalb bei dem Bau von Überlandzentralen Monopol-
verträge ab, die ihnen mit der Herstellung der Anlage auch
die Lieferung sämtlicher Einzelteile und die gesamte Installa-
tion übertragen. Solche Ausschließungsverträge sollen, wie es
der Abgeordnete Oeser forderte, nicht geduldet werden, denn