Die Standortfaktoren.
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Maschinenindustrie mit auf die Lage des Standorts zurück-
geführt werden? Die Lösung dieser Frage auf Grund tatsäch-
licher Angaben ist außerordentlich schwierig. Vielleicht lassen
sich doch einige allgemeine Angaben machen.
Für unsere Betrachtung soll ein Submissionsergebnis zu-
grunde gelegt werden.
Die Ausschreibung (Ausschreiber: Eisenbahndirektion Halle
a. d. Saale) lautete auf Lieferung von Gußeisen. U. a. lautete
das Angebot einer Schafstädter Firma auf 10,80 Mark für
100 kg, einer Wolfenbütteler auf 10,50 Mark, einer Gelsen-
kirchener auf 11,50 Mark und einer Firma aus Ratibor auf
9,10 Mark ab Fabrik. (Vgl. Schema auf der nächsten Seite.)
Das niedrigste Angebot (Preis ab Fabrik) machte Ratibor,
das höchste Gelsenkirchen und Meppen.
Wenn wir die Höhe der Angebote auf den jeweiligen
Standort zurückführen wollen, müssen wir vor allem an-
nehmen, daß jede Firma richtig kalkuliert hat.
Wie wir aber gesehen haben, liegt gerade die Kalkulation in
der Gießerei noch sehr im argen, so daß schon auf grund
dieser Tatsache die Untersuchung unberechtigt erscheint.
Weber unterscheidet drei Standortfaktoren !: ı. den Trans-
portkostenfaktor, 2, den Arbeitskostenfaktor und 3. den Agglo-
merationsfaktor, und sagt: „Die Folge steigender Gewichtsver-
luste sind sehr starke und fortwährende Verschiebungen der
Industrie von der Konsum- zur Materialorientierung.‘“ Als
Beipiel hierfür ließe sich vielleicht folgendes anführen: Ein
viel nach Deutschland importiertes spanisches Eisenerz (reich
an CO») wurde anfangs nach dem Seetransport erst in Deutsch-
land geröstet, später aber in Spanien. Man erzielte dadurch
eine große Ersparnis an Transportkosten; durch das Rösten
wird ein großer Teil der Kohlensäure entfernt, und damit eine
nicht unbedeutende Verringerung des Gewichtes erreicht. Ein
weiteres Beispiel gibt uns die Roheisenindustrie. Die Ver-
hüttung der Erze wurde möglichst in der Nähe der Material-
lager vorgenommen, um den Transport der später vielfach als
Schlacke erscheinenden Bestandteile des Erzes zu vermeiden.
Geht man jedoch weiter und betrachtet das Gießereiroh-
eisen als ein Fabrikationsmaterial, und den Koks, der für die
Gußöfen nötig ist, als das andere, so werden nur geringe
Gewichtsverluste bei der Herstellung des Gusses festgestellt
werden können, d. h. wir haben es bei Gießereiroheisen mit
einem geringen ‚Gewichtsverlustmaterial‘‘ zu tun. In diesem
Falle wird die Lage des Standorts der Industrie ziemlich gleich-
ı Weber, Der Standort der Industrien.
Haeder, Preisbildung.
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