Höchstempfindliche Emulsion.
31°
)
Bromsilberkorn beim langen Lagern der Platten von selbst etwas nach-
reift. Auch der Randschleier ist auf beginnende Zersetzung und auf zu
langsames Trocknen der Emulsionsschicht zurückzuführen.
Eine gute hochempfindliche Trockenplatte bleibt mindestens ein bis
zwei Jahre brauchbar; weniger empfindliche Bromsilberplatten sind noch
viel lànger haltbar. Alle farbenempfindlichen Platten besitzen eine etwas
geringere, aber immer noch sehr große Beständigkeit.
Die Haltbarkeit von Zelluloidfilmen ist etwas geringer, und zwar des-
halb, weil der im Zelluloid enthaltene Kampfer mit der Zeit schleier-
bildend auf die Schicht wirkt. Es sind aber in letzter Zeit bezüglich Zu-
sammensetzung des Zelluloids beträchtliche Fortschritte gemacht und die
schädlichen Einflüsse ausgeschaltet worden.
Neuere Bestrebungen zur Empfindlichkeitssteigerung.
Die im vorstehenden gegebenen Vorschriften zur Emulsionsbereitung
bildeten durch viele Jahre die fast unveränderte Grundlage für die Platten-
fabrikation. Mit den älteren Gelatinesorten war früher keine höhere Emp-
findlichkeit als etwa 15 Grad Scheiner zu erzielen und die erreichten
Empfindlichkeiten hingen mehr oder weniger vom Zufall ab. Man wußte
nur, daß die Gelatine einen großen Einfluß auf die Eigenschaften und
die Empfindlichkeit der Emulsion hat. Das Streben nach Abkürzung
der Belichtungszeit führte zur Konstruktion von Objektiven, deren Licht-
stárke weiterhin kaum noch überboten werden. kann. In neuerer Zeit war
daher das Augenmerk der Photochemiker besonders auch auf eine Emp-
findlichkeitssteigerung der Bromsilber-E m ulsion gerichtet. Hauptsäch-
lich den Forschungen von Dr. S. E. Sheppard ist es zu verdanken, daß
wir heute höchstempfindliche Emulsionen von 20 bis 25 Grad Scheiner her-
zustellen vermögen, ohne daß durch lange Reifung in der Wärme ein
grobes Bromsilberkorn entstehen muß. ‚Es können auch feinkörnige Emul-
sionen hochempfindlich sein. Gegenwärtig sind äußerst hochempfindliche
und dabei sogar stark farbenempfindliche Platten und Filme nichts
seltenes mehr.
Man hat nämlich gefunden, daß die zur Bromsilber-Emulsion ver-
wendeten Gelatinesorten die ausschlaggebende Rolle bei der Emp-
findlichkeitssteigerung spielen und daß sie schwefelhaltig seien, d. h. orga-
nische Schwefelverbindungen in Spuren enthalten müssen, um zu
höchsten Empfindlichkeiten zu führen. Gelatine, aus Klauen und Haut ge-
wonnen, ist besonders schwefelreich.. Diese Schwefelverbindungen zersetzen
sich, wie Dr. Robert Müller sagt, beim Reifungsprozeß, der durch
längere Erwärmung der Emulsion auf 40—50? C herbeigeführt wird, und
die langsam frei werdenden einfachen Schwefelverbindungen reagieren mit
dem Bromsilber und erzeugen Keime von Schwefelsilber (Silbersulfid),
die als Ursache der Empfindlichkeitssteigerung zu betrachten sind und
Empfindlichkeitszentren bilden. Das Silbersulfid wirkt als Sensi-
bilisator bei der photochemischen Schwárzung des Bromsilbers. Bei schwe-
felarmen Gelatinesorten muB die Reifung viel lánger ausgedehnt werden
und die Folge davon ist eine unerwünschte Vergróberung des Bromsilber-