Farbenempfindliche Platten.
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Hier muß bei der Entwicklung angestrebt werden, den Neigungswinkel
gegen die Abszissenachse zu vergrößern, wie es durch die punktierte Linie
d—i angedeutet ist. Man benutzt in diesem Fall einen trägen, hart arbei-
tenden Entwickler mit wenig Alkali (Glyzin, Hydrochinon Pyrogallus) in
normaler Konzentration oder Metol-Sulfit (ohne Alkali) bei Abkühlung
und mit Zusatz von Bromkalilösung. Bei Verwendung lichthoffreier Platten
und des Metol-Sulfit-Entwicklers mit Bromkali kónnen noch etwa 1oofache
Überbelichtungen hinreichend ausgeglichen werden. |
Wenn wir in der Abb. 257 die Schwärzungskurve einer sehr guten
Platte mit groBem Belichtungsspielraum, die die Helligkeiten des Objektes
in bestmôglicher Weise wiedergibt, erblicken kônnen, so würde die Schwär-
zungskurve für eine zu kontrastreich und hart arbeitende oder entwickelte
Platte eine viel steilere Form (über 45 Grad) annehmen, weil durch
die zunehmenden Helligkeitswerte eine verhältnismäßig größere Zunahme
der Schwärzung stattgefunden hat. Bei einer besonders weich und flau
arbeitenden oder entwickelten Platte dagegen würde sich die Schwärzungs-
kurve stark verflachen und weniger als 45 Grad zur Abszissenachse
geneigt sein.
Weitere Erläuterungen finden sich in dem Buch „Das latente Licht-
bild, seine Entstehung und Entwicklung" von Dr. M. Andresen, dann
in den Veróffentlichungen von Dr. Luther, Dr. Lüppo-Cramer
und Dr. Scheffer, weiter in dem ganz besonders empftehlenswerten
Buche, ,Der Aufbau des photographischen Bildes" von Dr. E. Gold-
berg) (das erst- und letztgenannte Buch im Verlag W. Knapp in
Halle a. S.).
37. Farbenempfindliche Platten.
Jede lichtempfindliche Substanz verändert sich nach einem Naturgesetz
nur unter dem Einfluß solcher Farben, die von ihr absorbiert, d. h. auf-
gesogen werden. Ferner gilt das Gesetz, daß jede Farbe nur ihre Ergän-
zungs-(Komplementär-)farbe oder Gegenfarbe absorbiert. Zwei Farben sind
komplementär, wenn sie bei gleichzeitiger Wirkung auf das Auge, also
durch Strahlenmischung (Kreiselversuch), sich zu weißem Licht
ergänzen, z. B. folgende Farbenpaare: Rot und Blaugrün, Orange und
Grünlichblau (Zyanblau), Gelb und Indigoblau, Grüngelb und Violett. Von
der gelblichen Bromsilberschicht der Trockenplatte werden fast nur die
für das Auge dunklen, blauen und violetten Strahlen absorbiert und nur
diese wirken auf sie ein, während die am hellsten erscheinenden Farben
Grün, Gelb und Rot das Bromsilberkorn praktisch unverändert lassen. Man
kann daher sagen, daß die gewöhnliche Bromsilberplatte vorwiegend
blauempfindlich ist. Infolgedessen: wird alles Blau der Natur, das
dunkel erscheint, viel zu hell, oft wie Weiß im Bilde wiedergegeben, wäh-
rend die hellen Farben Grün, Gelb und Rot fast gar nicht auf die Schicht
wirken und daher im fertigen Bilde viel zu dunkel, sogar schwarz kommen.
Von dieser Unrichtigkeit der Töne kann man sich leicht überzeugen,
wenn man Photographien, die auf gewöhnlichen Platten aufgenommen
wurden, mit der Natur vergleicht. Der Unterschied ist manchmal so groß,
daß das Bild einen sinnstörenden Eindruck macht. Wenn wir z. B. einen
David, Photogr. Praktikum.
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