Full text: Photographisches Praktikum

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Solarisation. 
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den überbelichteten Stellen keine vermehrte Schwärzung statt; der Unter- 
schied zwischen den mehr und weniger belichteten Stellen geht verloren 
und es entsteht ein flaues Negativ. Wenn die Überbelichtung aber um das 
vieltausendfache weiter geht, so schwärzen sich die am stärksten belichteten 
Stellen gar nicht mehr, wohl aber die weniger belichteten. Es ist also eine 
Umkehrung der Lichtwirkung eingetreten, und anstatt des erwarteten nega- 
tiven Bildes erhält man ein positives. Man bezeichnet diese Erscheinung als 
Solarisation. Von der Solarisation werden gewöhnlich nur einzelne 
Teile des Bildes betroffen, die gegenüber den anderen enorm überbelichtet 
wurden. Wenn man z. B. die tief stehende Sonnenscheibe gleichzeitig mit 
der Landschaft aufnimmt und die Belichtungszeit der letztern anpaßt, so 
wird das Bild der Sonne im Negativ weiß, im Positiv daher als schwarze 
Scheibe erscheinen. Ein teilweises Solarisieren des Bildes kann auch bei 
sehr langer Belichtung von dunklen Innenräumen gegen stark leuchtende 
Fenster eintreten, oder beim Himmel lang belichteter Landschaften, indem 
sich das Bild beim Entwickeln an dieser Stelle umkehrt, ebenso bei der 
Aufnahme hell brennender Lampen. Solarisations- und Lichthoferschei- 
nungen gehen bei starken Lichtquellen häufig nebeneinander einher, haben 
im Wesen aber nichts gemeinsam. 
Die Vorgänge bei der Solarisation sind komplizierter Natur. Nach 
Dr. Lüppo -Cramer beruht die Erscheinung auf einer Umkehrung des 
chemischen Prozesses. Während bei normaler Belichtung das Bromsilber- 
korn an der Oberfläche zu. Silber (Silberkeimen) und Brom zerfällt, tritt 
bei fortgesetzter Belichtung eine Zersetzung des ganzen Kornes ein. Es 
drängt dann das abgespaltene B rom aus dem Innern des Kornes immer 
mehr an die für die Entwicklung vor allem in Betracht kommende Ober- 
fläche und führt das oberflächlich gebildete Silber wieder in Bromsilber 
über. Hierdurch verliert also die Oberfläche ihre Entwickelbarkeit, während 
im Innern des Kornes ein weiterer Zerfall in Silber und Brom stattfindet, 
der auch die Ursache dafür ist, daß die Perioden der Bildumkehrung 
sich wiederholen können. 
Die Solarisation tritt bei hochempfindlichen Schichten, die 
infolge des Reifungsprozesses der Emulsion ein durch Anwachsen und An- 
einanderlagern entstandenes vergröbertes Bromsilberkorn besitzen, in stär- 
kerem Maße und leichter auf, als bei feinkörnigen Schichten; ebenso wird 
sie durch dünne und silberarme Schichten gefördert. Für das Eintreten 
der Solarisation ist aber nicht allein die‘ Korngröße, sondern auch die 
innere Struktur des Kornes und die Art der Entwicklung mitbestimmend. 
Durch lichthoffreie Platten mit minderempfindlicher Zwi- 
schenschicht kann das Solarisieren, ebensogut wie der Lichthof selbst, 
bis zu einem gewissen Grade verhindert werden. Günstig wirkt auch die 
Benutzung farbenempfindlicher Platten mit Gelbscheibe. Die Solarisation 
tritt um so eher und deutlicher auf, je schneller und kräftiger der Ent- 
wickler arbeitet. Durch starken Zusatz von Bromkali und Vermin- 
derung des Alkaligehaltes oder durch einen alkalifreien Entwickler kann 
man ihr. entgegenwirken. 
Solarisationserscheinungen, die bei sehr stark überbelichteten Platten 
und gewöhnlicher Entwicklung unvermeidlich sind, treten nicht auf, wenn
	        
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