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Farbenrasterplatten.
86. Die Farbenphotographie auf Farbenrasterplatten.
(Verfahren mit einer einzigen Aufnahme.)
Nach dieser Methode erhält man direkt auf der zur Aufnahme verwen-
deten Platte ein transparentes Farbenbild und zwar ein naturfarbiges Dia -
positiv, das als Fenster- oder Laternbild sehr wirksam ist. Farbige Kopien
auf Papier lassen sich aber von solchen Farbenrasterbildern nicht herstellen.
Wir wissen bereits, dab alle Farben der Natur sich auf drei Grund-
farben zurückführen lassen, und daß man auf photographischem Wege
jedes farbige Objekt in drei Bilder zerlegen kann, die dem Farbenanteil
Rot, Grün und Blau entsprechen. Wir sahen ferner, daf man aus diesen
drei Teilbildern ein naturfarbiges Bild aufbauen kann, indem die den drei
Negativen entsprechenden Diapositive, nach Vorschaltung der bei der Auf-
nahme verwendeten Lichtfilter (Rot, Grün und Blau) durch den Projektions-
apparat zu einem einzigen Bilde vereinigt werden, oder indem man hierzu
das oben beschriebene Chromoskop benutzt. In beiden Fàllen kommt also
das Bild durch Strahlenmischung (additive Farbenmischung) zustande.
Auch bei den Farbenrasterplatten haben wir es mit additiver Strahlen-
mischung zu tun. Die Lichtfilter sind wieder zinnoberrot, gelbgrün und
ultramarinblau, werden aber in diesem Fall durch winzig kleine, trans-
parente Kórnchen gebildet, die auf der zur Aufnahme verwendeten
Platte ohne Zwischenraum in äußerst dünner Schicht nebeneinander
liegen.
Wenn wir uns eine Glasplatte mit mikroskopisch kleinen, hart anein-
ander stoßenden, durchsichtigen roten, grünen und blauen Körnchen in
regelmäßiger Abwechslung und dünnster Schicht überzogen denken und
sie in durchfallendem Licht betrachten, so werden wir in einiger Entfernung
vom Auge die einzelnen Farbenpunkte nicht mehr zu unterscheiden ver-
mögen. Die Farben gehen vielmehr durch Strahlenmischung ineinander
über und sollten daher, wie es die Dreifarbentheorie lehrt, zu farblosem,
weißen Licht verschmelzen; in Wirklichkeit ist es infolge des Schwarzge-
haltes der drei Teilfarben mehr grau als weiß, was jedoch praktisch ohne
Bedeutung ist. Wenn wir nun z. B. alle roten Körnchen bis zur Un-
durchsichtigkeit schwärzen, so verschmilzt die Gesamtheit der übrig-
bleibenden grünen und blauen Körnchen im Auge zu einer einzigen Farbe,
nämlich zu Blaugrün. Werden die grünen Körnchen allein geschwärzt,
so mischen sich die roten und blauen zu Purpurrot. Denkt man sich
nur alle blauen Körnchen geschwärzt, so müssen die übrigbleibenden roten
und grünen Lichtstrahlen sich nach der additiven Methode zu Gelb
mischen. Dies ist auch tatsächlich der Fall. Werden sämtliche Körnchen
geschwärzt, so erscheint die Platte in der Durchsicht natürlich schwarz. Sind
alle Körnchen zu gleichen Teilen, etwa nur zur Hälfte geschwärzt, so
mischen sie sich zu Grau. Alle anderen Zwischenfarben entstehen dadurch,
daB die drei Farbengruppen von Kórnchen in verschiedenem Verháltnis,
also nur teilweise geschwárzt werden. Die Strahlenmischung wird um so
vollkommener stattfinden, je feiner und durchsichtiger die Farbenkórnchen
sind. Ein solches auf einer Glasplatte hergestelltes, durchsichtiges Farben-
mosaik in den drei Grundfarben Zinnoberrot, Gelbgrün und Ultramarinblau