völkerung Holsteins allgemein getragen. Die Eigenart in der Tracht ist hier schon abgestreift
und hat sich allgemein praktischen Kleiderformen zugewandt, wie sie der Thätigkeit des rührigen
Volkes an der Küste wie im Flachlande entsprechen.
Dagegen ist volksthümliche Tracht noch erhalten in der Nähe von Kiel und der
holsteinschen Küste bei den Probsteierinnen, die diesen ihren Namen von dem bereits säcularisirten
Nonnenkloster zu Preetz führen. Während ihre Abstammung nach Ansicht Einiger für unbestimm—
bar gilt, werden sie von Anderen zu den Friesen gestellt. Und wenn letztere Ansicht sich be—
gründen ließe, wäre es, mit Hinzunahme der gleicherweise höchst originellen friesischen Trachten
der Bewohnerinnen der schleswigschen Westinseln und von Ostenfeld bei Husum, überhaupt
nur noch die friesische Bevölkerung Schleswig-Holsteins, welche in der Frauentracht eigen—
thümlich geblieben ist.
Die Tracht der Probsteierinnen neigt sich durch die Länge der Gewandung einer ernsten
Stimmung zu. Schwarz ist die Hauptfarbe. Der in breite Falten gelegte Rock ist an Festtagen
in der unteren Hälfte von schwarzem Taffet, in der oberen von hochrothem oder schwarzem
gepreßtem Sammet oder Damast; in weniger kostbarer Ausstattung wird Wolle zum Vocke
verwendet. Den vorderen Theil deckt eine Schürze von gleicher Länge wie der Rock, meist von
schwarzem Taffet, doch kommen auch dunkelblaue Schürzen vor und als Mädchentracht weiße.
Das hoch heraufsteigende Leibchen von schwarzem Caffet ist am unteren Theil mit breiter Perlen—
stickerei in Blumenmustern besetzt und durch zwei reich verzierte silberne Knöpfe am Halse ge—
schlossen, sowie durch zwei Reihen größerer silberner Knöpfe geschmückt. Ein Gürtel von
silbergesticktem schwarzem Sammet mit großem, achteckig gestaltetem silbernen Schloß verbindet
Rock und Leibchen und ist unmittelbar der Halt für die Schürze. Die weitfaltigen weißen fein
leinenen Hemdärmel sind gleicherweise mit großen reichverzierten silbernen Knöpfen besetzt, sowie
auch die zur vollständigen Tracht gehörige Jacke von dunklem, häufig streifigem Seiden- oder Halb—
seidenstoff mit zwei Reihen dicht aneinander gesetzter Knöpfe geziert ist. Dieser Schmuck der
silbernen Knöpfe an der ganzen Kleidung erinnert auch schon lebhaft an die friesische Aus—
schmückungsweise. Das Haar wird mit farbigem Bande zu einem Zopf geflochten und kranz—
artig um den Kopf gelegt und darüber nach Erforderniß ein großes, farbig gestreiftes oder
schwarzseidenes Tuch in dreizipfeliger Form übergebunden und unter dem Kinn verknüpft.
Ein kleines seidenes Knüpftuch umschließt den Hals. Die Fußbekleidung besteht aus weißen
Strümpfen und schwarzen Schnürstiefeln.
In Ostenfeld bei Husum ist bei älteren Frauen noch ein ehrwürdiges Stück alten
Trachtenbrauches im Gange und steht in harmonischer Zusammenwirkung mit der ganzen Haus—
einrichtung, mit der holzgeschnitzten oder mit farbig bemalten Kacheln bedeckten Wandbekleidung,
den geschnitzten Fensterrahmen, den alterthümlichen Möbeln, den Gefäßen und metallenen
Schüsseln, die hier auf den Schränken prunken, sowie den reich und kunstvoll verzierten Truhen,