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Aufnahme von Innenräumen.
Durch die Verschiebung des ‚Objektives nach oben (oder bei
tief liegenden Gegenständen nach unten) steht die Obijektivachse nicht
mehr der Mattscheibenmitte gegenüber, so daß der Bildwinkel nur ein-
seitig ausgenutzt wird und eine ziemlich starke Abblendung notwendig
erscheint. Es kann sogar ein recht erheblicher Lichtabfall am Bildrande
durch die exzentrische Stellung des Objektives eintreten. Um diesen
Übelständen vorzubeugen, wird das Objektivbrett nach dem Verschieben
so stark geneigt, daß die Obijektivachse möglichst wieder auf die Mitte
der Mattscheibenmitte trifft.
Wenn das Verschieben des Objektives nicht ausreicht, um eine Bau-
lichkeit in gewünschtem Umfang auf die Platte zu bringen, so muß not-
gedrungen die ganze Kamera geneigt bzw. schräg gestellt werden. Um
in diesem Falie das lästige Konvergieren (Stürzen) senkrechter Linien
zu vermeiden, ist es unbedingt notwendig, die Mattscheibe wieder senk-
recht zu stellen. Das Bild erfordert dann aber, zur Erzielung gleich-
mäßig verteilter Schärfe, ein sehr starkes Abblenden des Objektives, wo-
mit auch die Notwendigkeit einer bedeutenden Belichtungsverlängerung
verbunden ist.
Wir ersehen aus diesen Verhältnissen, daß eine für Architektur-
aufnahmen gut eingerichtete Kamera eine Beweglichkeit sowohl des Matt-
scheibenteiles wie auch des Objektivbrettes um die horizontale Achse
besitzen muß. Desgleichen ist ein solides, standfestes und möglichst
hohes, am besten hölzernes Stativ erforderlich.
Zur Aufnahme sind lichthoffreie Platten angezeigt, damit die
vom Himmel sich abhebenden Teile der Architektur und in die Luft
ragende Gegenstände klar und deutlich wiedergegeben werden. Sie sollen
auch orthochromatisch sein, wenn auf die richtige Umsetzung der
Helligkeitsunterschiede Wert gelegt wird. Die Anwendung eines Gelb-
filters ist dabei nicht immer notwendig. Eine weniger große Rolle spielt
die allgemeine Empfindlichkeit der Platte, wenn die Verhältnisse nicht
eine sehr kurze Belichtungszeit erfordern, wie bei gleichzeitiger Aufnahme
von Wolken oder bei lebender oder in Bewegung befindlicher Staffage.
In diesem Fall wird man mit einer nicht zu knapp bemessenen Moment-
aufnahme auszukommen suchen und danach die Verhältnisse einrichten
müssen, um ein durchbelichtetes Bild zu erhalten. Mit Figuren im Bild
sei man bei Architekturen sehr sparsam und beachte wohl, ob sie un-
gezwungen genug, in der richtigen Größe und an passender Stelle er-
scheinen, um den Bildeindruck nicht zu stören. Sonst ist es besser, auf
eine Staffage zu verzichten.
30. Aufnahme von Innenräumen.
Wir machen einen Unterschied zwischen Aufnahmen von Porträts
und Personen in einem Wohnraum, wobei dieser nur den Hintergrund