Full text: Photographisches Praktikum

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Die photographische Werkstatt. 
Das Entwickeln von Innenaufnahmen soll stets auf ein weiches 
Negativ hinzielen, weil es unzweckmäßig wäre, die natürlichen und 
meist starken Gegensätze von Licht und Schatten noch zu erhöhen. 
Mitunter wird man durch Abschwächen oder Verstärken oder auf dem 
Umweg eines härteren oder weicheren Diapositives ein Negativ an- 
streben müssen, das der beabsichtigten Bildwirkung besser entspricht. 
Auch durch Flächenretusche auf der mit Mattlack überzogenen Rück- 
seite des Negatives können einzelne Teile des Bildes beim Kopieren 
heller oder dunkler gehalten werden. 
Durch Kombination von Tageslicht und Blitzlicht lassen sich starke 
Gegensätze in der Beleuchtung schon bei der Aufnahme in erwünschter 
Weise mildern. Innenräume technisch gut ünd ansprechend zu photo- 
Sraphieren, erfordert, wie man sieht, sehr viel Umsicht und Überlegung 
31. Die photographische Werkstatt. 
Wir sind gewöhnt, die Menschen entweder im Freilicht zu sehen 
oder bei der intimen Beleuchtung von Räumen, in denen sich das gesell 
chaftliche Leben abspielt. Das moderne Bildnis trägt diesem Umstande 
echnung und fordert kein Glashaus mit flutendem Oberlicht, sondern be- 
orzugt die natürliche Beleuchtung, welche sich in hellen Wohnräumen er 
gibt. Der Kunstphotograph verzichtet auf die althergebrachte Atelierbe- 
leuchtung, weil sie einerseits vom Freilicht weit entfernt ist, anderseits auch 
von der gewöhnten Beleuchtung in unseren Wohnräumen zu sehr abweich 
und daher oft als unnatürlich empfunden wird. Hierzu kommt, daß di 
Figur bei direktem Oberlicht sich weniger gut vom Hintergrunde ablöst. 
In der modernen Werkstatt für Lichtbildnisse wird hohes Seiten 
licht bevorzugt. Man richtet sie als Wohnraum ein und sorgt durch 
eine weiß gehaltene Decke und heil getonte Wände für indirektes Ober- 
licht sowie für Zerstreuung und Reflexion des Lichtes im Raume. Ein 
bekannter Kunstphotograph in Berlin hat seine Aufnahmeräume im obere 
Stockwerk eines Geschäftshauses. Die beiden Räume liegen gegen 
die Straße und besitzen kein direktes Oberlicht; die ganze Straßenfront 
(Nordlicht) bildet vielmehr ein einziges Fenster. Der eine Raum ist in 
ziemlich dunkler Farbe gehalten und als HMerrenzimmer mit gebeizten 
ichenmöbeln eingerichtet, während der andere Raum in hellen Farben 
ausgeführt und mehr als Damensalon gedacht ist. Beide sind durch eine 
Tür miteinander verbunden. Die Größenverhältnisse entsprechen einem 
ohnzimmer von 8 m Länge, 5m Breite und ca. 4m Höhe. Der 
Boden ist mit einem ruhig getonten Teppich bedeckt. Solche Zimmer 
ateliers können überall und ohne große Kosten eingerichtet werden und 
ieten den Vorteil leichter Heizung im Winter und geringer Hitze im 
ommer. Die Regulierung der Beleuchtung mit Reflexschirmen usw. er- 
ordert aber Sorgfalt und Extern.
	        
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