Full text: Photographisches Praktikum

2. Farbenzerstreuung. 
2. Abbildungsfehler einfacher Linsen. 
Die Tatsache, daß man mit einer einfachen Sammellinse kein völlig 
scharfes Bild erhalten kann, ist hauptsächlich auf zwei Fehler der Linse zu- 
rückzuführen, nämlich auf die chromatische und auf die s phä- 
rische Abweichung (Aberration). Weitere Fehler sind die Koma ; 
der Astigmatismus, die Bildfeldwölbung und die Ver- 
zeichnung. 
Die chromatische Abweichung oder Farbenzerstreu- 
ung beruht auf der Erscheinung, daß weißes, farbloses Licht; z.B. ein 
Sonnenstrahl, durch jedes gewöhnliche Glasprisma nicht nur aus seiner 
Richtung abgelenkt (gebrochen), sondern 
dabei auch in seine Bestandteile, Rot, 
Orange, Gelb, Grün, Blau“ Gind Violett 
zerlegt wird, die ais Regenbogenfarben 
bekannt sind und ein Farbenband, das 
sogenannte Spektrum. bilden, siehe 
Abb. 17. Dieses wird sehr schön sicht- 
bar, wenn man das Sonnenlicht durch 
einen. schmalen Spalt auf ein Prisma 
fallen läßt. Die kurzwelligen (blauvio- 
letten) Lichtstrahlen werden stärker gebrochen als die langwelligen. (roten), 
woraus sich die Zerlegung des weißen Lichtes in seine farbigen Be- 
standteile erklärt. Die Farbenzerstreuung tritt auch bei jeder ein- 
fachen Sammellinse ein, die man sich ja aus unendlich vielen Prismen 
zusammengesetzt zu denken hat, siehe Abb. 18. Die farbigen Strahlen besitzen 
infolge der Zerstreuung verschiedene Brennweite, so daß das Bild eines 
weiß leuchtenden Punktes auf der 
Mattscheibe aus einer Reihe von 
farbigen, hintereinander liegenden 
Zerstreuungsscheibchen verschie- 
dener Größe besteht, die sich zum 
Teil überdecken; und zwar liegt 
der Brennpunkt der blauen und 
violetten Strahlen näher der 
Linse als der Brennpunkt der 
gelben und roten Strahlen. Dieser 
Unterschied ist ganz erheblich 
und beträgt bei einer Linse aus gewöhnlichem Glas zwischen den 
gelben und violetten Strahlen etwa 2 Prozent, also !/., der Brennweite. Hat 
z. B. eine Linse für die gelben Strahlen 300 mm Brennweite, so liegt der 
Brennpunkt der violetten Strahlen 6 mm näher gegen die Linse zu, also in 
einem Abstand von 294 mm. Weil nun aber die gelben und gelbgrünen 
Strahlen am hellsten erscheinen, so kann man das Bild auf der Matt- 
scheibe nur‘ für dieses Licht scharf einstellen. Auf die lichtempfindliche 
photographische Platte dagegen wirken fast nur die violetten und blauen 
Strahlen, die am anderen Ende des Spektrums liegen und daher näher 
der Linse ihren Brennpunkt haben. Man spricht daher von einem 
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