Full text: Photographisches Praktikum

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N 
27. Landschaften, 
besitzt und nicht nur mit dem Auge des Künstlers, sondern auch photogra-: 
vw zu sehen geübt ist, d.h. zu unterscheiden vermag, ob das gefundene 
otiv in der photographischen Wiedergabe, bei welcher der Reiz der Farbe 
ehlt, zur Geltung kommen kann oder nicht. So manche Landschaft, die das 
Auge entzückte, sieht in der einfarbigen Wiedergabe nichtssagend aus, weilihr 
auptreiz nicht im Gegenständlichen, in der Linienführung und Beleuchtung, 
sondern eben in der Farbenwirkung lag. Man muß also versuchen, an Stelle 
der Farben die entsprechenden photographischen Tonwerte zu setzen. Wem 
jes schwer fällt, der bediene sich des einfachen Hilfsmittels, die Landschaft 
durch ein neutralgrau gefärbtes Glas oder in einem schwarzen Spiegel- 
u betrachten; dann wird die Farbe ausgeschaltet und es kommen mehr 
je Faktoren der Form und der Licht- und Schattenwirkung zur Geltung. 
| Von größter Wichtigkeit ist die Linienführung, dann die Ver- 
eilung der Licht- und Schattenmassen. Der Lichtbildner muß allerdings 
in dieser Beziehung die Landschaft nehmen, wie sie ist, er kann nichts an ihr 
ändern, allein es bleibt ihm überlassen, durch geeignete Wahl des Stand- 
unktes ein Motiv so aufzufassen, daß die Hauptlinien des Bildes sich möglichst 
efällig darstellen, und daß die hellen und dunklen Flächen günstig verteilt 
erscheinen. Die Brennweite des Objektivs, durch deren Verkürzung oder 
/erlängerung mehr oder weniger in den Rahmen des Bildes gebracht werden 
kann, durch die also die Perspektive bestimmt wird, ist hierbei von großem 
influß. Desgleichen die Wahl des Standpunktes, denn selbstverständlich 
rscheint das Bild wesentlich anders, je nachdem man mit dem Apparat 
öher oder tiefer steht. In ersterem Falle rückt der Mittelgrund nach oben 
und unten auseinander, jedes einzelne Objekt trennt sich besser von den 
übrigen und man erhält weniger Vordergrund. Auch das Mittel der Ver- 
chiebung des Objektivbrettes ist anzuwenden. Eine Verlegung des Stand- 
unktes mehr nach der Seite kann ebenfalls viel an der Linienführung ver- 
essern; auch ist es dadurch oft möglich, Unpassendes fortzulassen oder die 
auptsachen hervorzuheben. | | 
Durch die Linienführung kann auch eine räumliche Tiefe der Landschaft 
angestrebt werden, z. B. durch einen Weg, Bach oder Flußlauf, der vom Vorder- 
und in die Ferne verläuft und den Blick des Beschauers in das Bild führt. 
Weiter ist es wesentlich, daß die auffallenden Bildlinien sich das Gleich- 
gewicht halten. Mehrere in einer Richtung laufende schräge Linien müssen 
stets durch einige andere, in entgegengesetzter Richtung verlaufende auf- 
ehoben bzw. gestützt werden, vorausgesetzt, daß das Streben vieler Linien 
ach einer Richtung nicht in der Absicht gelegen ist. Senkrechte Linien sind 
notwendig, um dem Bilde einen gewissen Halt zu verleihen, es erscheint dann 
rnst und ruhig; wenn sie aber vorherrschen, lassen sie das Bild zu bewegungs- 
Os, zu starr erscheinen. Die horizontale Linie drückt mehr das Weiche und 
Schwermütige aus und bestimmt die Weite und Ferne. Man vermeide aber 
ange, durch nichts unterbrochene horizontale Linien, weil sie langweilig 
wirken. Auch durch Überschneidungen wird das Bild mehr belebt. Die 
orizontlinie soll das Bild nie in zwei annähernd gleiche Hälften teilen, 
ondern sich, je nach Erfordernis, mehr über oder unter der Bildmitte befinden. 
enn man dem Himmel (der Luft) mit Wolken den Hauptanteil.an der Bild- 
irkung zuweisen will, muß sie tief liegen. 
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