Full text: Photographisches Praktikum

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28. Architekturen. 
Die malerische Wirkung eines Architekturbildes gewinnt durch eine 
passende Luftstimmung. Vorhandene und günstig erscheinende 
Wolken sollte man daher schon bei der Aufnahme festzuhalten suchen. 
Andernfalls müssen, an Stelle eines weiß gebliebenen oder eintönig grauen 
Himmels, passende Wolken nachträglich einkopiert werden. 
Das Einstellen und Abblenden hat derart zu geschehen, daß die 
Schärfe schon im Vordergrund beginnt und das ganze Hauptobjekt umfaßt. 
Eine dahinter auftretende, aber nicht übertriebene Unschärfe trägt zur duftigen 
Erscheinung des Hintergrundes und zum plastischen Hervortreten der ganzen 
Architektur wesentlich bei. Man kann aber auch, wenn lediglich der künst- 
lerische Zweck verfolgt wird, das ganze Bild in gelinder Unschärfe halten, 
um durch die Weichheit der Linien eine ruhigere, geschlossenere Wir- 
kung zu erzielen. Wie man diese Unschärfe hervorbringt und verteilt, ist 
von dem Gegenstand, von der beabsichtigten Wirkung und nicht zuletzt von 
der Geschicklichkeit und dem künstlerischen Verständnis des Lichtbildners ab- 
hängig. Siehe auch Kap. 26. 
Zum Photographieren von Baulichkeiten sind Doppelobjektive 
am besten geeignet. Einfache Linsen leiden an Verzeichnung und krümmen 
daher gerade Linien am Bildrande mehr oder weniger. Dagegen kommt es auf 
besondere Lichtstärke nicht an, man kann vielmehr schon mit billigeren 
Objektiven zum Ziele gelangen. Nur bei gleichzeitiger Aufnahme von Wolken- 
gebilden oder lebender Staffage durch Momentbelichtung wird auf ein licht- 
stärkeres Objektiv nicht verzichtet werden können. Anastigmate verdienen 
bei weitem den Vorzug, weil sie.ein verhältnismäßig sehr großes Bildfeld scharf 
auszeichnen. 
Zur Vermeidung einer unschönen Perspektive soll die Brennweite 
des Objektivs nur ausnahmsweise kleiner als die Diagonale der Platte gewählt 
werden. Eine längere Brennweite wirkt perspektivisch günstiger, wird aber 
nicht immer anwendbar sein, weil der Bildwinkel oft nicht ausreicht, um das 
ganze Objekt auf die Platte zu bringen. Bei gegebenem Standpunkt wird sich 
sogar manchmal die Notwendigkeit ergeben, die Brennweite gleich der Platten- 
länge oder noch kleiner zu wählen, also der Gebrauch eines Weitwinkel- 
objektivs. Bei solcher Zwangslage muß man natürlich auf eine schöne, 
natürlich wirkende Perspektive verzichten und Übertreibungen der Zeichnung 
im Vordergrund sowie eine starke Verjüngung im Hintergrund mit in den 
Kauf nehmen. Bei der Aufnahme von Denkmälern und Standbildern ver- 
dienen lange Brennweiten jedenfalls den Vorzug, damit man mit dem Apparat 
weit genug abbleiben und Weitwinkelwirkungen vermeiden kann. In dieser Be- 
ziehung sind Teleobjektive sehr wertvoll, die auch zur Aufnahme archi- 
tektonischer Einzelheiten in größerem Maßstab nicht entbehrt werden können. 
Die Entfernung des Standpunktes vom Objekt richtet sich nach 
der Brennweite des Objektivs. Je kürzer diese ist, desto näher muß man den 
Standpunkt wählen, um eine Baulichkeit in bestimmter Größe zu erhalten, 
desto unschöner aber auch die Perspektive. Bei den kurzbrennweitigen Weit- 
winkelobjektiven ist es daher empfehlenswert, die Aufnahme aus größerer 
Entfernung, d.h. in kleinerem Maßstabe zu machen und den gewünschten 
Bildausschnitt nachträglich zu vergrößern. Die Perspektive wirkt dann 
ganz natürlich. 
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