Full text: Photographisches Praktikum

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31. Die photographische Werkstatt. 
Tiefenschärfe. Solche kleine Bilder fallen dann trotz der raschesten Be- 
wegungen sehr scharf aus und lassen sich erheblich vergrößern, ohne daß die 
Struktur der Plattenschicht störend in Erscheinung tritt. 
Die Auslösung des Verschlusses bei Sportsaufnahmen soll sehr 
leicht und schon durch leisen Fingerdruck erfolgen. 
Als Negativmaterial sind Platten den Filmen im allgemeinen 
vorzuziehen, weil sie in noch höherer Empfindlichkeit hergestellt werden 
und nicht dem Verkratzen ausgesetzt sind. Farbenempfindlichkeit ist er- 
wünscht, darf aber nicht auf Kosten der Allgemeinempfindlichkeit erreicht 
werden. Gute Dienste leistet eine zuverlässige Platten- Wechsel- 
kassette oder der leichte und bequeme Reicka-Adapter (Zeiß Ikon), 
Beim Entwickeln der äußerst kurz belichteten Platten muß man 
zu einem ausgesprochenen Rapid-Entwickler z. B. Metol oder Metol-Hydro- 
chinon greifen, die das letzte aus der Platte herausholen und durch Erwärmung 
bis etwa 24°C in der Reduktionskraft noch gesteigert werden können. 
Aus ästhetischen Gründen achte man bei der Wahl des Standpunktes 
auch auf die Umgebung sowie auf günstigen und wirkungsvollen Hintergrund. 
31. Die photographische Werkstatt. 
Wir sind gewöhnt, die Menschen entweder im Freilicht zu sehen oder in 
Räumen, die von Fenstern erhellt werden und in denen sich das tägliche und 
gesellschaftliche Leben abspielt. Das alte Glashaus des Photographen war 
nur auf Lichtfülle und darauf berechnet, die Belichtungszeit bei den früher 
wenig empfindlichen Platten möglichst abkürzen zu können. Man saß in 
einem Glaskasten, auf den das Licht von allen Seiten einströmte und in dem 
auch das brutale Oberlicht herrschte, wodurch sich eine oft unnatürliche und 
unerträgliche Beleuchtung ergab. Geschmacklose, oft nur gemalte Möbel 
und Requisiten, Kopfhalter, Beleuchtungsschirme und gemalte Salonhinter- 
grühde erfüllten den Raum. Erst seit Einführung des hochempfindlichen 
Bromsilber-Negativmaterials ist man zur Natürlichkeit zurückgekehrt. Das 
neuzeitliche Bildnis trägt diesem Umstande Rechnung und fordert kein Glas- 
haus mit flutendem Oberlicht, sondern bevorzugt die natürliche und intime 
Beleuchtung, wie sie sich in hellen Wohnräumen ergibt. Der moderne Licht- 
bildner verzichtet auf die veraltete Atelierbeleuchtung mit Gardinen und 
allerlei Vorhängen, weil sie einerseits vom Freilicht, andererseits von der 
gewöhnten Beleuchtung in unseren Wohnräumen zu sehr abweicht und daher 
als unnatürlich empfunden wird. 
In der modernen Werkstatt für ‚Lichtbildnisse wird hohes Seitenlicht 
wie im Maleratelier angewendet. Man richtet sie als schlichten,"aber behag- 
lichen Wohnraum ein und sorgt durch hellgrauen Anstrich der Decke und 
Wände für ruhiges Licht sowie straffe Führung desselben vom Fenster aus. 
Solche Zimmerateliers können überall und ohne große Kosten eingerichtet 
werden; sie bieten auch den Vorteil leichter Heizung im Winter und geringer 
Hitze im Sommer. Die Regulierung der Beleuchtung durch Dämpfung und 
Aufhellung erfordert aber einige Sorgfalt und Erfahrung. 
Es wäre zu weit gegangen, wenn man das Atelier mit direktem Oberlicht
	        
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