Full text: Photographisches Praktikum

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51. Die Negativretusche, 
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desto gröber aber auch das Korn der Retusche. Für kleine Köpfe nimmt 
man gewöhnlich Stifte Nr. 4 oder Nr. 3 (HB oder F), für große Köpfe«und grö- 
bere Sachen die weicheren Stifte, z. B. Nr. 2 oder B. Noch weichere Stifte 
haften schlecht, während härtere zu wenig ausgiebig sind. Der Bleistift soll 
eine lange und feine Spitze haben, die ihm durch feinstes Schmirgelpapier 
leicht gegeben werden kann. Recht gut verwendbar sind auch die Schraub- 
stifte mit Graphitmine. 
Beim Retuschieren mit Bleistift setzt man Punkte oder Strichelchen dicht 
nebeneinander, oder man führt ihn in feinen Spiralen sanft über die betreffende 
Stelle. Die Bleistiftretusche läßt sich sowohl auf der lackierten wie unlackierten 
Schicht ausführen. Der Blei greift aber in beiden Fällen besser an, wenn man 
vorher auf der Schicht mit Hilfe eines reinen Leinenläppchens oder mit der 
Fingerspitze ein Tröpfchen Mattolein verreibt. Dieses Mittel besteht 
aus ı g Dammarharz, gelöst in 10 ccm Terpentinöl. Oder man überzieht die 
Schichtseite mit irgendeinem käuflichen Retuschier lack. Hierdurch 
wird die Schicht ein wenig rauh und für Bleistift sehr empfänglich. Es ge- 
nügt zur Not, wenn man auf der zu retuschierenden Stelle eine Spur von 
feinstgeschabter Ossa sepia, von Bimssteinpulver oder Kolophoniumstaub 
mit der Fingerspitze vorsichtig, ohne die Schicht zu verkratzen, unter leich- 
tem Druck verreibt. 
Der Bleistift darf beim Retuschieren nur mit sehr sanftem Druck geführt 
werden; man übergehe eine und dieselbe Stelle lieber öfters. Sommersprossen 
und alle anderen fleckigen Unreinheiten der Haut sollen im Negativ vollständig 
gedeckt werden, wobei eine glatte, ganz gleichmäßig ausgefleckte Fläche an- 
zustreben ist, die im positiven Bild nicht mehr auffällt. Schlechte Bleiretusche 
Jäßt sich durch Abtupfen mit Knetgummi oder durch ein Läppchen mit Terpen- 
tinöl wieder entfernen. Gewöhnlicher Radiergummi ist seines Schwefelge- 
haltes wegen zu vermeiden, 
Helle, durchsichtige Flecke und Verletzungen der Gelatine- 
schicht, wie Risse und Kratzer, werden nicht mit Bleistift, sondern mit 
grauschwarzer Tusche oder Karminfarbe gedeckt, die nötigenfalls mit 
etwas Gummi verdickt werden kann. Man trägt die zum Ton genau abge- 
stimmte Farbe mit spitzigem, nur halbfeuchtem Pinsel vorsichtig 
auf, bei genauer Einhaltung der Konturen. Es gehört natürlich eine gewisse 
Übung dazu, die Stelle genau zu treffen und den Fleck nicht zu verbreitern. 
Schwarze Punkte und Flecke des Negativs erscheinen im positiven 
Bild hell und werden auf diesem gedeckt. Um die wiederholte Arbeit zu ver- 
meiden, kann man versuchen, die störendsten Fehler schon im Negativ zu 
beseitigen. Dies geschieht durch strichartiges, sehr vorsichtiges Abschaben 
(nicht Kratzen!) der schwarzen Stelle mit Hilfe eines scharfen Messers, das 
unter der Bezeichnung Schneidefeder oder Schabefeder in 
den Handel kommt. Zum Schaben gehört aber sehr große Übung und Ge- 
schicklichkeit, weshalb Unkundigen von diesem gefährlichen Mittel abzuraten 
ist. Größere zu dichte Stellen des Negativs können auch dadurch dünner ge- 
macht werden, daß man den schwarzen Silberniederschlag mit einem in 
stärksten Alkohol getauchten und um einen Holzgriffel gewickelten Le- 
derläppchen vorsichtig abreibt.
	        
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