Full text: Photographisches Praktikum

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55. Bromsilber-Kollodiumplatten. 
44°" 
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2 ccm KEısessıg hinzugefügt. Man ritzt nun die Schicht des trockenen (nicht 
lackierten) Kollodiumnegativs mit einem scharfen Messer längs des Randes, 
wodurch ein vorzeitiges Abspringen der Gelatineschicht verhindert wird. 
Dann legt man das Negativ mit Hilfe einer Wasserwage genau horizontal. 
Von obiger warmer Lösung wird eine solche Menge aufgegossen, daß sich 
eine dicke, gleichmäßig verteilte Schicht bildet. Nach dem Erstarren der 
Gelatine stellt man die Platte senkrecht zum Trocknen, wonach die Schicht 
am Rande der Platte ringsherum bis aufs Glas durchschnitten und vorsichtig 
abgezogen wird. Das Abziehen gelingt am leichtesten, wenn die benutzten 
Glasplatten vor dem Kollodionieren mit Federweiß (Talkum) abgerieben 
wurden. 
55. Das Negativverfahren mit Bromsilber-Kollodium-Emulsion. 
Nach Einführung der Bromsilbergelatine-Emulsion lag es nahe, das 
höher empfindliche Bromsilber auch für das Kollodiumverfahren an Stelle 
des wenig empfindlichen Jodsilbers zu verwerten, und gleichzeitig das launen- 
hafte Silbernitratbad auszuschalten. Eine ausgezeichnete Bromsilber-Emulsion, 
die das Bromsilber in äußerst fein verteiltem Zustand enthält, wurde in den 
neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Dr. von H ü bl eingeführt. 
Dadurch ist der „nasse“ Prozeß wesentlich vereinfacht und verbessert worden 
und hat bei der Reproduktion von Halbtonbildern und Strichzeichnungen 
das alte Jodsilber-Badeverfahren immer mehr verdrängt, wobei hinzukommt, 
daß Emulsionsplatten doppelt bis viermal lichtempfindlicher sind. Insbe- 
sondere bietet es keine Schwierigkeiten, Kollodium-Emulsionen 
von‘ großer Farbenempfindlichkeit herzustellen, die sich zur 
Reproduktion von Ölgemälden, Aquarellen und farbigen Objekten aller Art 
vorzüglich eignen. Auch läßt sich die Schicht der Emulsionsplatten leicht 
abziehen, ein Vorteil, der bei der Herstellung von Druckstöcken für den 
Pressendruck eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Im Ganzen genommen 
ist das Arbeiten mit Kollodium-Emulsion sehr zuverlässig, macht von den 
Launen des alten nassen Verfahrens unabhängig, stellt sich billiger als der 
Gebrauch von Bromsilbergelatineplatten und übertrifft diese noch an Klarheit 
und Brillanz der Negative. Das Verfahren mit Kollodium-Emulsion wird daher 
gegenwärtig in allen größeren Reproduktionsanstalten ange- 
wendet. 
Die Selbstbereitung von Kollodium-Emulsion ist ziemlich umständlich 
und erfordert große Erfahrung, kann daher nicht als sich lohnend empfohlen 
werden. Wer sich näher über dieses Verfahren unterrichten will, sei auf das 
treffliche Buch ‚Die Kollodium-Emulsion‘“ von Dr. A. von Hübl (Verlag 
W. Knapp in Halle a. S.) hingewiesen... Vorzüglich geeignet sind die käuf- 
lichen‘ Rohemulsionen, die von Dr. E. Albert & Co. (München) und von 
Sillib & Bruckmann (München) geliefert werden. Von diesen Firmen kann 
man auch die Sensibilisierungslösungen beziehen, durch deren Zusatz eine 
hohe Farbenempfindlichkeit der Kollodiumschicht für verschiedene Strahlen- 
gruppen erreicht wird, oder schon gebrauchsfertige, haltbar gefärbte ortho- 
chromatische und panchromatische Emulsionen, die gleichzeitig einen 
Schirmfarbstoff enthalten und daher den Gebrauch eines Filters beschränken.
	        
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