Full text: Photographisches Praktikum

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73. Der Pigmentdruck. 
Hichteten Stellen zu lösen und dadurch das Bild zu entwickeln, so bliebe 
die Farbgelatineschicht nur an den ganz durchbelichteten Stellen, also. in 
den tiefsten Schattenpartien am Papiere haften. Bei den Halbtönen 
dagegen würde der unter der Oberfläche liegende Teil der Gelatinehaut ganz 
gelöst und samt der darüber liegenden gehärteten Farbschicht einfach in 
Stücken weggeschwemmt werden, weil die unterspülte Gelatine den Halt am 
Papiere verloren hat. Die Folge davon wäre ein unbrauchbares, zerrissenes Bild 
ohne Mitteltöne. Auf diese Weise läßt sich also ein Pigmentbild mit Halb- 
tönen nicht herstellen. Nur wenn man das Pigmentpapier transparent 
machen und von der Rückseite kopieren würde, oder wenn die Pigment- 
gelatineschicht auf einer dünnen Zelluloidfolie aufgetragen und von rückwärts 
belichtet wäre, ließe sich in heißem Wasser ein gutes .Halbtonbild ent- 
wickeln. Diesem Verfahren stehen aber mancherlei praktische Schwierig- 
keiten entgegen. Br 
Es bleibt daher nichts anderes übrig, als die belichtete Pigmentgelatine 
in kaltem Wasser zu weichen und noch vor dem Entwickeln auf ein anderes 
Papier zu übertragen, damit die unbelichtete Farbstoffgelatine an die 
Oberfläche zu liegen kommt. Dieses neue Papier muß eine klebende, 
dabei in warmem Wasser unlösliche Schicht besitzen, um die Pigmentschicht 
festhalten zu können. Beide Papiere werden also in kaltem Wasser angefeuch- 
tet und zum Zweck der Übertragung fest aneinandergequetscht. Bei der nun 
folgenden Behandlung in heißem Wasser löst sich das alte Papier ab, und das 
Bild kann auf der neuen Unterlage mit allen Feinheiten entwickelt werden, 
weil auch die zarten Halbtöne unmittelbar und fest auf dem neuen Papier 
haften. Bei dem Bilde ist natürlich Links und Rechts vertauscht, d.h. es 
steht seitenverkehrt, ein Umstand, auf den Rücksicht genommen 
werden muß. 
Ein seitenrichtiges Bild erfordert zweimalige Übertragung. Hierzu 
wird es zunächst provisorisch auf ein besonders präpariertes Papier 
(Entwicklungspapier) gequetscht und entwickelt, dann aber in noch feuchtem 
Zustande auf ein anderes Papier (Doppelübertragungspapier) endgültig 
übertragen. 
Man unterscheidet daher den Pigmentdruck mit einfacher und mit 
doppelter Übertragung. 
Das einfach e Übertragpapier besitzt eine, durch Chromalaun schwach 
gegerbte, wasserunlösliche, aber noch genügend klebkräftige Gelatineschicht. 
Das aufgequetschte und heiß entwickelte Bild läßt sich von diesem nicht mehr 
abziehen, sondern haftet fest, steht aber seitenverkehrt. 
Das Entwicklungspapier, als provisorischer Bild 
träger, besitzt einen glatten Überzug von Harz mit Wachs oder von Kautschuk. 
Das Pigmentbild bleibt nur vorübergehend auf diesem, Das Doppelüber- 
tragpapier trägt eine mit Chromalaun wenig gehärtete, also klebkräftige 
Gelatineschicht, weil es eine größere Adhäsionskraft als das Entwicklungs- 
papier besitzen muß. Alle diese Papiere sind käuflich, Papiere für einfache 
und doppelte Übertragung werden auch als Tonpapiere mit glatter oder 
gekörnter Oberfläche hergestellt.
	        
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