Metadata: Geschichte der neueren Philosophie

DIE ÜBERGANGSZEIT. 
relative und begrenzte Weise darstelle, Was den Cusaner vom Dualismus (er lehrt nicht nu 
zum Pantheismus hinlockte, waren vor allem drei moderne Gedanken: bewegung), seine 
die Unendlichkeit des Universums, der Zusammenhang alles Seienden nur zu einer spi 
und der allumfassende Reichtum der Individualität. Auch dem Weltall Welt ein Abbild 
kommt Unendlichkeit zu, nur daß die seinige nicht eine absolute, außer- das Schlechte nu: 
räumliche und überzeitliche, sondern eine abgeschwächte, konkrete ist, sein Intellektualisr 
nämlich unbegrenzte Ausdehnung im Raume und unendliche Dauer in des Geistes, der G 
der Zeit. Ebenso ist es Einheit, aber keine über Vielheit und Verschieden- ein selbstverständ. 
heit schlechthin erhabene, sondern eine in Vielheit gegliederte und durch Zurückführung de 
sie getrübte Einheit. Aber auch das Individuum ist in gewissem Sinne Gegenstück der S 
unendlich, denn es trägt alles was ist in seiner Weise in sich, spiegelt hier der stoisch- 
die ganze Welt von seinem beschränkten Standpunkte, ist eine abgekürzte, Gedanke der Ents 
zusammengezogene Darstellung des Universums. Wie die Leibesglieder, Gegenstände des 
Auge, Arm und Fuß, in innigster Wechselwirkung miteinander stehen tritt allerdings he 
und keines das andere entbehren kann, so ist jedes Ding mit jedem der die Begriffe « 
verknüpft, von ihm verschieden und doch mit ihm übereinstimmend, bilder der Dinge 
enthält alle übrigen und ist in ihnen enthalten. Alles ist in allem (Anaxa- wickelung, noch 
goras), denn alles ist im Universum und in Gott, wie Universum und des Fortschritts z 
Gott in allem. In erhöhtem Maße ist der Mensch ein Mikrokosmus gung einer Vielh 
(parvus mundus), ein. Spiegel des Alls, da er nicht bloß, wie die übrigen gleichviel, ob die 
Wesen, alles Existierende thatsächlich in sich hat, sondern von diesem schwächung bede: 
Reichtum weiß, ihn zu bewußten Bildern der Dinge zu entwickeln ver- (die übrigens imn 
mag. Und dies eben macht die Vollkommenheit des Ganzen und der wie bei Leibniz, d 
Teile aus, daß das Höhere im Niederen, die Ursache in der Wirkung, Zustand. Die H 
die Gattung im Individuum, die Seele im Körper, die Vernunft in den wickelung sind d: 
Sinnen ist und umgekehrt. Vervollkommnung ist nur Aktivierung eines welcher die Zahle 
potentiellen Besitzes, Entfaltung von Anlagen und Erhebung des Unbe- die Kreaturen eir 
wußten ins Bewußtsein. Hier haben wir den Keim der Philosophie des unklar und unges 
Bruno und des Leibniz. begriffs erscheine] 
Wie in der Gotteslehre des Cusaners das Ringen zweier Tendenzen, sprechendes entd 
einer christlich dualistischen und einer modern pantheistischen, bemerk- vorhanden. Von 
bar wurde, so tritt noch an vielen anderen Punkten ein dem Denker zurückweisen, mag 
selbst nicht zum Bewußtsein gekommener Kampf zwischen der mittel- über den Gottme’ 
alterlichen und der neuzeitlichen Weltanschauung für den Betrachter heit“) und über 
deutlich zu Tage. Wir können diesen interessanten Zwiespalt nicht ins zu erkennen, daß 
Einzelne verfolgen und wollen nur im Groben die Ansätze des Neuen werden, während 
von den Resten des Alten absondern. Modern ist sein Interesse für Welten bilden. 
die alten Philosophen, von denen ihn Pythagoras, Platon und die Neu- noch allenthalbe 
platoniker besonders fesseln. Modern sein Interesse für die Naturerkenntnis! — 
n 1891):die erste Ka 
1 Durch den ihm befreundeten Florentiner Paul Toscanelli wurde unser Philo- erst lange nach sein 
soph auf die Naturwissenschaften, und so auch auf die in jener Zeit neu auflebende 1 Über das M 
Geographie hingelenkt. Der Cusaner hat (vergl. S. RUGE im Globus, Bd. 60, No. I, deutsche Genossensc
	        
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