—
Osterode.
—
153 1
Bleiweiß⸗ Walzblei⸗ und Schrotfabrik, in welcher jährlich an
10,000 Centner Blei und Glätte verarbeitet werden. Die Fa⸗
zrik liefert den größten Theil ihrer Producte ins Ausland, nach
Holland, Schweden, Dänemark, Rußland, Amerika ꝛc. Hier
finden gewöhnlich 100 — 200 Arbeiter Beschäftigung. Da die
Gesundheit in dieser Fabrik durch das giftig wirkende Blei sehr
gefährdet wird, so bekommen die Arbeiter nach einer Reihe von
Jahren von ihrem Fabrikherrn eine kleine Pension. Viele aber
terben vor Erreichung dieses Ziels an den Folgen des ver⸗
schluckten Giftes, an der bekannten Bleicolik. Herr Schachtrup,
dessen Anstalt viel zur Entstellung der menschlichen Züge der in
hr arbeitenden Armen beiträgt, hat sich um die Verschönerung
der Promenaden der Stadt große Verdienste erworben. Er ist
einer der reichsten Leute des Landes. Die Osteroder sind stolz
auf den Scheerenberg und auf die jährlichen Gastmähler, welche
—
Zu den Vergnügungsplätzen der Osteroder in der Nähe
der Stadt gehören: der Uehrderberg, von dessen Höhe man
eine reizende Aussicht in's Thal genießt; ferner das rothe
Haus, der breite Busch und die Petershütte. Ein be—
sonders volksthümliches und beliebtes Fest, das Schützenfest,
begehen die Osteroder auf dem vor dem Johannisthor liegen⸗
den Schützenhof, zu Anfang des Sommers.
Die Nachklänge der französischen Julirepolution hallten be—
kanntlich auch an dem Fuße des Harzes wieder. Wer dächte an
Osterode, ohne nicht zugleich an die beiden, von Wärme und
deidenschaft für die Sache der Freiheit ergriffenen, in die un—
zlücklichen Göttinger- und Osteroder-Unruhen vom Jahre 1831
oerwickelten, geliebten und geehrten Männer, König und Frei—
tag, zu denken, die als Advokaten in Osterode lebten. Beide
wurden erinnerlich, nachdem sie bereits 5 Jahre in einsamer
Haft verlebt hatten, zu 5 Jahre Zuchthaus in contumaciam
oerurtheilt. Ihr und ihrer Familien Leid wird unauslöschlich
mit der Geschichte der Stadt verwebt bleiben.