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Ostfriesland.
Marienhafe.
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Zwischen Norden und Aurich liegt der zum Amte Nor⸗
den gehörige Flecken Marienhafe. Es ist nur ein kleiner Ort
mit 81 Häusern und 517 Einwohnern, aber berühmt durch
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aus einer kräftig wilden, thatenlustigen Zeit, die hier vor
ans aufsteigen. .
Zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts war Marienhafe
eine Zeit lang Schlupfwinkel der bereits von uns erwähnten
VBitalienbrüder, welche, anno 1398 durch den deutschen
Orden von der Insel Gothland vertrieben, die Ostseehäfen
Rostock und, Wismar sich nun verschlossen sehend, nach Ost⸗
friesland gekommen waren und von da aus ihre Kaperei
zum großen Schaden des Handels fortsetzten. Die meisten
dieser Raubvögel hatten in Marienhafe, unter dem Schutze
des Häuptlings Keno then Broek, ihr sicheres Nest, wo sie
ein- und ausfuhren, die erbeuteten Güter bargen und verkauf—
den. Namentlich hauste hier ihr berühmter und kühner Haupt—
anführer Claus Störtebeker, der in der Geschichte der
Hansa eine Rolle spielt und bis in die spätesten Zeiten im
Munde des Volkes lebte. Auf einem jetzt verschlammten Tief,
das noch Störtebekersdeep genannt wird, fuhren die Ge—
sellen mit ihren kleinen Schiffen bis an den Ort; sie befestig⸗
ten auch die Einfahrt und bauten vier große gewölbte Pfor⸗
ten mit einer hohen Mauer auf.
Schon im Jahre 1399 forderten aber die Hansestädte
den Häuptling Keno then Broek auf, den Vitalienbrüdern
nicht länger Aufnahme zu gewähren, und im Jahre 1400
sah derselbe sich ernstlich zu dem Gelöbniß gezwungen, keinen
Seeräuber mehr dulden zu wollen. Hierüber mußte er eine
schriftliche Urkunde ausstellen, welche von den Häuptlingen
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