Full text: Grundlagen der Betriebsrechnung in Maschinenbauanstalten

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genannt; es ist die Erhaltung des Rohstoffekontos als reines von Gewinn 
und Verlust freies Bestandskonto. Das zweite Ziel ist offenbar der 
Wunsch, auf diese Weise die einzelnen Aufträge mit den ‚wirklichen‘ 
Selbstkosten zu belasten. Beide Gesichtspunkte erscheinen in der Tat 
von wesentlicher Bedeutung. Geht man aber den Dingen auf den Grund, 
so zeigt es sich, daß die erstrebten Ziele auch durch diese umständlichen 
Maßnahmen teils überhaupt nicht, teils in höchst unvollkommener 
Weise erreicht werden. Bei der grundlegenden Bedeutung der Material- 
bewertungsfrage und bei dem auffallenden Mangel an Übereinstimmung 
der Meinungen dürfen wir uns der Aufgabe einer weiteren Vertiefung des 
Problems nicht entziehen. 
Wir haben soeben von den „wirklichen“ Selbstkosten gesprochen. 
In rein buchhalterischem Sinne sind die Materialselbstkosten gleich- 
bedeutend mit den Einkaufspreisen; sind es aber auch die wirklichen 
Selbstkosten im Sinne einer strengen Betriebsrechnung ? Angenommen, 
wir hätten unsere Vorräte, sei es aus Mangel an Voraussicht, sei es, weil 
die Marktlage sich tatsächlich nicht voraussehen ließ, zu hohen Preisen 
eingekauft, die inzwischen erheblichen Herabsetzungen ausgesetzt ge- 
wesen sind. Müssen wir dann dieses verschuldete oder unverschuldete 
Übel vergrößern dadurch, daß wir an unseren „wirklichen“‘ Selbstkosten 
festhalten? Was ist in ‚Wirklichkeit‘ geschehen? Unsere Disposi- 
tionen haben sich als ungünstig erwiesen, unser Lager hat an Wert 
verloren, im Lager daher müßte der Verlust erscheinen, nicht aber in 
der an diesem Ergebnis unschuldigen Fabrikation, die wir durch unsere 
scheinbare Folgerichtigkeit ihrer Wettbewerbsfähigkeit berauben. Oder 
setzen wir den umgekehrten Fall. Wir haben durch günstigen Einkauf 
in vergangenen Jahren einen großen Konjunkturgewinn im Lager. Ist 
es richtig, diese wichtige Reserve dadurch aufzubrauchen, daß man sie 
den einzelnen Aufträgen zugute kommen läßt? Ist es nicht vielmehr 
richtig, auch hier die Reserve dort flüssig werden zu lassen, wo sie ent- 
standen ist, nämlich im Lager? Dort brauchen wir sie in der Regel auch 
am Jahresschlusse, um die aus früheren Jahren stammenden Abschrei- 
bungen auf Material, die durch den Verbrauch flüssig gemacht worden 
sind, wieder dem Materialkonto zugute kommen zu lassen. 
Wir erkennen also, daß die Bewertung des Bestandes und der Fabri- 
kation zwei getrennte Dinge sind, die man nicht durcheinander bringen 
sollte. Wer das Konto des Vorratsmaterials frei von Gewinn und Verlust 
halten will, der wird den Bewertungen der Materialentnahmen die Ein- 
kaufspreise zugrunde legen müssen; dagegen wäre es alles andere als 
folgerichtig, diese gleichen Preise für die Betriebsbuchhaltung zu be- 
nutzen, d. h. diese den einzelnen Aufträgen zu belasten. Es liegt hier ein 
gleicher Fall vor, wie wir ihn im Laufe unserer Arbeit wiederholt an- 
getroffen haben: die Hauptbuchhaltung arbeitet mit anderen Ziffern 
Peiser, Betriebsrechnung. 2. Aufl. 
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