Full text: Anlage und Einrichtung von Fabriken

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Bedenkt man nun noch, daß bei obiger Berechnung der zu befördernden 
Massen nur die eigentlichen Rohmaterialien berücksichtigt worden, daß ferner 
die Straße nicht immer, besonders nicht im Winter, gut zu befahren, daß 
leicht Zeitverluste u. s. w. entstehen, so ist es wohl nicht zu hoch veranschlagt, 
wenn man sagt, daß bei Wahl des entfernter liegenden, allerdings 
billigeren Grundstückes, die Fabrik um rund 4Proz. ungünstiger 
arbeiten wird, als auf dem der Bahn näherliegenden Grundstück. 
Von nicht unwesentlichem Einfluß auf die Wahl des Anlageortes einer 
Fabrik sind auch die Arbeiterverhältnisse. 
Eine Hauptsorge eines jeden Fabrikanten soll es sein, sich einen tüch— 
tigen, gesunden und zuverlässigen Arbeiterstamm zu bilden. Jeder Wechsel 
mit Angestellten, ob Arbeiter oder Beamten, wirkt fast unter allen Um— 
ständen ungünstig auf die Fabrik. 
Die Bildung eines solchen Arbeiterstammes ist aber nur möglich bei 
dazu geeigneten Ortsverhältnissen, d. h. es muß den Arbeitern Gelegenheit 
geboten sein, ihre Lebensbedürfnisse zu angemessenen Preisen und in guter 
Ware in nächster Nähe erhalten zu können, ein billiges und menschen— 
würdiges Unterkommen zu finden und womöglich ihnen Gelegenheit geboten 
werden, sich durch Ankauf kleiner Wohnhäuser und Ländereien ansässig zu 
machen. 
Ein ferneres Mittel, einen zuverlässigen Arbeiterstamm zu erhalten 
(dessen Besprechung allerdings eigentlich nicht hierhin gehört, und daher nur 
erwähnt werden soll), liegt in der Sicherstellung des Arbeiters im Alter 
von seiten des Geschäftsinhabers, also in der den Arbeitern gegebenen 
Möglichkeit unter bestimmten Verhältnissen im Alter ein Ruhegehalt erlangen 
zu können, oder ihre Wittwen, wenigstens für eine Zeit, nach ihrem Tode 
gesichert, bezw. unterstützt zu wissen. 
Mit Rücksicht auf die Beschaffung von Arbeitskräften ist dann 
noch anzuführen, daß diese Beschaffung einer Fabrik, welche von den ge— 
wöhnlichen Verkehrsstraßen abseits liegt, schwieriger wird als einer anderen, 
n der sich die Arbeiter mehr von selbst anbieten. Erstere ist im Bedarfsfalle 
immer genötigt, ihre Arbeiter vermittelst Zeitungsanzeigen heranzuziehen und 
muß dann meist einen höheren Lohn bieten, als die günstiger gelegenen 
Fabriken, wobei es dann mitunter auch nicht selten, daß sie Arbeiter durch 
en den gebotenen höheren Lohn aus anderen Fabriken (auch wenn es nicht in 
ihrer Absicht liegt) herauslockt, welche Leute meistens nicht zu den besten 
Arbeitern gezählt werden können. 
Auch die Möglichkeit der Begegnung der Mit- bezw. Wettbe— 
h⸗ werbung gleicher Fabriken, sowie die Beschaffung von Kunden für 
neuere Fabriken, sprechen bei der Wahl des Anlageortes mit.
	        
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