In Fabrilken, in denen feuergefährliche Gegenstände hergestellt oder ver—
arbeitet werden, sind die einzelnen Stockwerke gewöhnlich durch gewölbte,
feuersichere Decken voneinander getrennt. Dort ist es Gebrauch, die Trieb—
werke, wenigstens die Hauptwellen, z. B. eine Königswelle in einem feuer—
sicheren, ummauerten Schacht laufen zu lassen, dahin auch die Lagerstühle für
die abzweigenden Wellen zu legen und für letztere nur die unbedingt nötigen
Oeffnungen in den Umfassungsmauern zu lassen.
Die Mittel, welche innerhalb der eigentlichen Fabrik zur Uebertragung der
Arbeit von einer Welle zur anderen, bezw. zu den Arbeitsmaschinen, dienen,
sind: Riementriebe, Zahnradtriebe, Hanf— bezw. Baummwollseiltriebe und
Reibungsräder, besonders Keilräder (nach Robertson). Zur Uebertragung
auf weitere Entfernungen, also gewöhnlich nicht in den Fabrikräumen selbst,
werden Drahtseiltriebe verwendet.
Die Riementriebe sind die am weitesten verbreiteten und verdienen
auch mit Recht in den meisten Fällen den Vorzug. Der zu Riemen ver—
wendete Stoff ist für gewöhnlich Leder, in neuerer Zeit mehrfach auch Hanf,
Gummi, Haare u. s. w. Welchem dieser Stoffe in den einzelnen Fällen
der Vorzug zukommt, darüber läßt sich streiten, jedenfalls behauptet bis jetzt
noch das Leder die Oberhand.
Die Riementriebe sind verwendbar für Uebertragungen sowohl auf kurze,
als auch auf größere Entfernungen, nur bei gekreuzten Riemen soll die Ent—
fernung nicht zu kurz sein, da sonst die Riemen zu stark aneinander vorbei
schleifen wobei sie sehr leiden. Allzulange Riemenleitungen sind auch nicht
ratsam, da dann die Riemen stark schlagen, wodurch der Betrieb ein un—
sicherer wird und ebenfalls die Riemen wieder leiden. Unter Zuhilfenahme
von Leitrollen kann man alle Wellen, welche Lage sie auch gegeneinander
haben, miteinander verbinden.
Der Vorwurf, welcher dem Riementrieb gegenüber dem Zahnradtrieb
häufig gemacht wurde und auch heute noch stellenweise gemacht wird, näm—
lich, daß Riemen die Wellen stärker belasten als Zahnräder, beruht auf
einem Irrtum.
Man nahm nämlich an, daß die zur Uebertragung nötige Reibung
zwischen Riemen und Scheibe einzig und allein erzeugt würde durch die
Anspannung des Riemens. Unter dieser Annahme gibt die theoretische Rech⸗
nung, daß unter den gewöhnlichen Verhältnissen, nämlich wenn die Riemen
die Scheiben auf ihrem halben oder doch nahezu halben Umfang umschließen,
die Spannung im treibenden Riemen (d. i. das von der getriebenen Scheibe
ablaufende Riemenende) gleich der doppelten zu übertragenden Umfangskraft,
im geführten Riemen (d. i. das auf die getriebene Scheibe auflaufende
Riemenende) gleich der Umfangskraft ist. Hiernach wäre die Belastung der
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