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liche Seile einen Farbenstrich; nachdem hierauf der Seiltrieb in Bewegung
gesetzt, bemerkt man schon nach einigen Umdrehungen, daß obiger Strich
nicht mehr zusammenhängend ist, und nach gar nicht langer Zeit die ein—
zelnen Teile desselben über die ganze Länge des Triebes wild verteilt sind.
Ein solch starkes Gleiten, welches jedenfalls wesentlich stärker ist, als
beim Riementrieb, ist aber mit einem wohl mindestens ebenso großen Ar—
beitsverlust verbunden, und welche Nachteile und unnötige Unkosten durch
solche Arbeitsverluste im Laufe der Zeit entstehen, darauf ist im Vorange—
gangenen schon mehrfach hingewiesen worden und soll zum Schluß dieses
Kapitels an einem Beispiel durch Rechnen noch einmal dargethan werden.
Zudem werden die Seile durch dieses Gleiten selbstverständlich sehr stark
angegriffen und müssen bald ersetzt werden. Nun soll man aber nie nur
einzelne Seile erneuern, sondern, wenn solches notwendig wird, stets sämt—
liche, da im anderen Fall an eine gleichmäßige Spannung sämtlicher, der
alten und der neuen Seile, nicht im entferntesten zu denken ist, der gerügte
Uebelstand also noch vergrößert wird. Hierhinzu kommt nun noch, daß ein Seil
im Mittel kaum 4 Jahre hält, während ein Riemen nach 20 Jahren noch
vollkommen gut sein kann. Wenn nun auch Seile nur halb so teuer sind, als
gleichwertige Riemen, so ist doch hieraus ersichtlich, daß, wenn auch die An—
lagekosten beider Triebe sich annähernd gleichstellen, der Riementrieb im
Laufe der Zeit billiger zu stehen kommt, als der Seiltrieb.
Als ferneren Nachteil des Seiltriebes gegenüber dem Riementrieb ver—
dient noch angeführt zu werden, daß Seile nicht wie Riemen im Kreuz
oder über Leitrollen laufen können, also nur Verbindungen zwischen parallelen
Wellen gestatten, und weiter, daß die geringste Entfernung zwischen zwei
Seilscheiben nicht weniger als 8 m und wenn möglich 10 m sein muß.
Auch verdient hier angeführt zu werden, daß die Mehrbelastung, welcher
der Riemenleitung infolge der Gegenspannung im geführten Riemen, wie
angegeben, fälschlich vorgeworfen, beim Seiltrieb wirklich stattfindet, da hier
von einem Anpressen der Seile auf die Scheiben durch den Luftdruck selbst—
verständlich nicht die Rede sein kann, sondern solches nur durch die Gegen—
spannung im nichttreibenden Seile möglich ist.
Als Vorteil des Seiltriebes kann man anführen, daß eine Teilung der
von der Kraftmaschine geleisteten Arbeit und Weiterleitung nach den ver—
schiedenen Arbeitsräumen sich leichter durchführen läßt, als beim Riementrieb.
Die Triebwerke sind diejenigen maschinellen Einrichtungen einer Fabrik,
durch welche die weitaus meisten Unglücksfälle verursacht werden, und da
dieselben in ihren einzelnen Teilen bei den verschiedensten Anlagen überein—
stimmen, so lassen sich ziemlich allgemein geltende Regeln aufstellen, die mit
Rücksicht auf Vermeiden von Unglücksfällen zu beobachten. Es seien deshalb