Full text: Geschichte der neueren Philosophie

ICH DENKE, ALSO BIN ICH. DIE GEWISSHEITSREGEL. 81 
us dem Ober- Wissen ist nur das selbsterworbene, auf eigener Prüfung beruhende, das 
hr folgt dieser nicht erlernt und überliefert, sondern nur eingesehen, erlebt, nacherfunden 
nglichen, Erst werden kann. Statt seine unbegründeten Vermutungen oder die Gedanken 
ich behaupten anderer zur Richtschnur zu nehmen: sich auf die eigenen Füße stellen, 
trennt werden mündig werden, selbstdenken — das ist das Geheimnis der Wahrheits- 
lern eine nicht forschung, und gegen die Gefahren der Selbsttäuschung und die Bequem- 
re Erkenntnis, lichkeit des Nachsprechens hilft allein das Radikalmittel, alles als ungewiß 
; Existenz aus anzusehen, was man bisher für wahr gehalten. Dies ist der Sinn des 
n ist und um- cartesianischen. Zweifels, welcher umfassender und gründlicher ist als der 
so bin ich ein baconische. Nur die Sicherheit des bisherigen Wissens, nicht die Möglich- 
(ch, eine ver- keit des Wissens hat Descartes bestritten, von dieser ist niemand fester 
der beliebigen überzeugt als er. Er ist Rationalist, nicht Skeptiker, Sobald nur der 
ht triftig, wohl Intellekt, von Hemmnissen frei, sich selbst treu bleibt, alles thut, was in 
:h. zu schreiten seinen Kräften steht, nichts als wahr gelten läßt, was er nicht klar und 
‚eschieht) über deutlich erkennt, ist er vor Irrtum gesichert. Descartes fordert für den 
nir vorstelle es menschlichen Verstand dasselbe, was später Rousseau für das mensch- 
s Geistes unter liche Herz: Rückkehr zur unverdorbenen Natur, Dieser Glaube an das 
Vollen, Fühlen Unverkünstelte, Ursprüngliche, Natürliche, diese radikale und naturalistische 
nn das Dasein Tendenz ist ein echt französischer Zug. Reinigung des Geistes, Befreiung 
ier Körper —, von dem Wust der Schulgelehrsamkeit, von dem Drucke der Autorität, 
ıeit hängt von von der Trägheit, andere für sich denken zu lassen, das ist alles. Den 
leuchtendsten Beweis für die Wahrheitsfähigkeit des menschlichen Geistes 
is so aus, daß sieht Descartes in der Mathematik, deren Zuverlässigkeit er nie ernstlich, 
lürfen, daß wir nur hypothetisch in Frage gestellt hat, um die noch höhere Gewißheit 
2 ist eine voll- des „Ich denke, also bin ich“ klar zu machen. Dieselbe Festigkeit, 
ich annehmen, wodurch schon dem Knaben dieser Wissenszweig imponierte, wünscht 
je daß ich der er auch der Philosophie zu verleihen und empfiehlt ihr deshalb — nicht 
une allgemeine nur im allgemeinen die mathematische Evidenz als Vorbild, sondern 
arlei also haben speziell — die mathematische Methode zur Nachahmung. Wie die 
sthor zum ge- Mathematik soll auch die Metaphysik aus unmittelbar einleuchtenden 
n, eine grund- Prinzipien deduktiv ihre Sätze ableiten. Hiermit hat die geometrische 
rheit: die clara Methode ihre nicht immer heilsame Herrschaft in der Philosophie an- 
getreten. 
ner resignierten Mit dem Kriterium der Wahrheit tritt Descartes an die Vorstellungen 
sondern. Gebot, heran, wobei er von den Wollungen und Urteilen die Ideen im engeren 
ıkt, ein metho- Sinne (die Bilder, /magines) absondert und diese ihrem Ursprung nach 
zuversichtlichen in die drei Klassen der zdeae innatae, adventitiae, a me zDSso factae einteilt, 
m das Unbe- von denen die der „herzukommenden“ die zahlreichste, die der „ein- 
die Erreichbar- geborenen“ die wichtigste ist, Keine Vorstellung ist vornehmer und klarer 
bisher erreicht als die Idee Gottes oder des vollkommensten Wesens. Woher haben 
storischen und wir sie? Daß jede Vorstellung eine Ursache haben muß, folgt aus dem 
ng und Über- „klaren und deutlichen“ Grundsatze: aus nichts kann nichts werden. 
„Bin sicheres Aus dem a nihılo nıl fit ergiebt sich aber auch, daß die Ursache nicht 
Falckenberg, Neuere Philos. IV. Aufl.
	        
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