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zu verändern. Neben Gott als der primären erscheinen die Bewegungs- Wortlaut n:
gesetze als die sekundären Ursachen der Bewegung. Das erste ist das unwillkomm
unter dem Namen Trägheitsgesetz geläufig gewordene: Jedes Ding be- Hypothese
harrt, soviel an ihm ist, stets in dem (sei es ruhenden oder bewegten) Wirbel odeı
Zustande, in welchem es sich befindet, und ändert denselben nur infolge Planeten m
einer äußeren Ursache. Das zweite dieser für die Mechanik sehr wert- Wandelsterr
vollen Gesetze lautet: jeder Stoffteil ist bestrebt, eine begonnene Be- Himmelsma
wegung in gleicher Richtung, also in gerader Linie fortzusetzen, und die Welt mi
weicht von ihr nur ab, wenn ein anderer Körper ihn dazu nötigt, wie er die Vorz
das bei dem vorhin geschilderten Kreise der Fall ist. Den Grund für den Bewegı
diese Gesetze sieht Descartes in der Unwandelbarkeit Gottes und der zum Zweck
Einfachheit seiner welterhaltenden (d. h. die Welt fortdauernd schaflen- diene der ]
den) Thätigkeit. Das dritte Gesetz betrifft die Mitteilung der Bewegung, sich, wie di
wobei die Gleichheit von Wirkung und Gegenwirkung nicht in derjenigen Wir ge
Allgemeinheit anerkannt wird, die ihr zukommt. Begegnet ein bewegter Seele und
Körper einem anderen und ist seine Kraft (sich in gerader Richtung
fortzubewegen) geringer als der Widerstand des anderen, auf den er
trifft, so behält er seine Bewegung, aber in veränderter Richtung, er prallt
nach der entgegengesetzten Seite zurück. Ist dagegen seine Kraft größer, Wie a
so führt er den anderen mit sich fort und verliert so viel von der eigenen Zwischen }
Bewegung, als er jenem mitteilt. Die angereihten sieben weiteren Regeln ein Gradur
enthalten manches Fehlerhafte. Unter Leugnung der Fernewirkung führen ihre
werden alle Bewegungserscheinungen auf Druck und Stoß zurückgeführt. Naturkörpe
Der Unterschied der festen und flüssigen Körper beruht auf der geringeren genommen
oder größeren Beweglichkeit ihrer Teile, so zusamm
In dem nur kurz zu skizzierenden speziellen Teile der Physik, Statue des
welcher zunächst die Himmelserscheinungen, sodann die irdischen be- Künstler ei
handelt, leitet unseren Philosophen der Grundsatz, daß wir von Gottes Kunstwerk
Macht und Güte nicht zu hoch, von uns selbst nicht zu gering denken eines wicht
können. Es ist Anmaßung, die Zwecke durchschauen zu wollen, welche der Leichn
Gott bei der Weltschöpfung im Auge hatte, uns für Teilhaber seiner Folge des
Pläne zu halten und uns einzubilden, die Dinge seien bloß um unseret- Körper da
willen da: es giebt vieles, was kein Mensch erblickt und was niemandem sie die Ve
nützt. Nichts darf aus Zwecken, alles muß aus den klar erkannten dieselbe 16
Attributen, mithin rein mechanisch erklärt werden. Nachdem er von Die €
den Entfernungen der Gestirne gehandelt, von dem eigenen Licht der und Wärm
Fixsterne und der Sonne, dem entlehnten der Planeten, zu deren Zahl gelegte Hi
die Erde gehört, erörtert er die Bewegung der Himmelskörper. Bezüg- Blutzirkula
lich der Erdbewegung sucht Descartes einen Mittelweg zwischen der deckungen
koppernikanischen und der tychonischen Theorie. In der Hauptsache rühmend
mit Koppernikus einverstanden, behauptet er doch, gestützt auf seine feurigsten
Definition der Bewegung, die Erde ruhe — nämlich im Hinblick auf anımales sı
ihre unmittelbare Umgebung. Sicher war ihm die (freilich nur dem beschriebe