Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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erhaltung: wie kann jemand gut handeln wollen, wenn er nicht existieren leidigende W 
will (IV prop.21—22)? Da die Vernunft nichts Naturwidriges gebietet, daß ein und 
so fordert sie notwendig, daß jeder sich selbst liebt, seinen wahren Nutzen sein kann; d 
sucht und alles begehrt, was ihn vollkommener macht. Nach dem Natur- schlecht für 
recht ist alles Nützliche erlaubt. Nützlich ist, was unsere Macht, T’hätig- Die Erkenntn: 
keit oder Vollkommenheit. erhöht, oder was die Erkenntnis fördert, denn in Gott ist k 
das Leben der Seele besteht im Denken (IV prop. 26; app. cap. 5), Ein Irrtum etwas 
Übel ist allein, was den Menschen hindert, die Vernunft zu vervollkommnen des Bösen un 
und ein vernünftiges Leben zu führen. Tugendhaft handeln bedeutet es sein kann, 
so viel als in der Selbsterhaltung der Führung der Vernunft folgen kommen. A 
(IV prop. '24). — Nirgends sind bei Spinoza die Fehlschlüsse dichter er ist; als mar 
gehäuft, nirgends offenbart sich das Unzureichende der künstlich zurecht- und Tugendh: 
gemachten, in ihrer geradlinigen Abstraktheit der Wirklichkeit an keiner als die Tuger 
Stelle kongruenten Begriffe deutlicher, als in der Moralphilosophie. Der keit und Lei 
Absicht, mit Ausschluß des Imperativischen sich einzig darauf zu be- Warum aber 
schränken, das wirkliche Handeln der Menschen zu begreifen, ist er: so, geringere Wir 
wenig treu geblieben, wie irgend ein Philosoph, der sich die gleiche ge- steht nur zwi 
setzt. Er mildert die Inkonsequenz, indem er seine Gebote in das antike Thun der Eir 
Gewand eines Ideals des weisen und freien Menschen kleidet. Dies ist in ihrer Verf 
nicht das einzige, was bei Spinoza an die Gewohnheiten der griechischen Einwirkungen 
Ethik erinnert. Er erneuert den platonischen Gedanken von der philo- ihre eigene N 
sophischen Tugend und die Meinung des Sokrates, daß aus der rechten werden. Der 
Einsicht von selbst das rechte Thun erfolge. Von sich selbst, seinem offen steht, u 
eigenen starken und reinen Wissenstrieb, auf den Menschen überhaupt derselben aus 
schließend, erklärt er für das Wesen der Seele die Vernunft, für das Antwort wird 
Wesen der Vernunft das Denken und hält die Richtung des Selbst- sechzehnten 
erhaltungstriebes auf die Vervollkommnung der Erkenntnis, des „besseren bar vorstelle, 
Teiles in uns“, für die natürliche. — fragt, warum 
Alle Menschen streben nach Erhaltung ihres Daseins (III Zrop. 6); der Vernunft 
warum streben nicht alle nach der Tugend? Wenn alle nach ihr streben, Material gebr: 
warum erreichen so wenige das Ziel? Woher die betrübend große Zahl Vollkommenh 
von Unvernünftigen, Selbstsüchtigen, Lasterhaften? Woher das Böse in seiner Natur 
der Welt? Die Untugend entspringt so gut wie die Tugend aus der unendlichen 
„Natur“. Tugend ist Macht, Laster ist Ohnmacht; jene ist Wissen, diese möglichen Gr 
Unwissenheit, Woher die kraftlosen Naturen, woher die mangelhafte Er- Sünde und Ir 
kenntnis, woher überhaupt die Unvollkommenheit? versum bildet 
Der Begriff des Unvollkommenen drückt nichts Positives, Wirk- darf: das einz 
liches aus, sondern einen bloßen Mangel, eine Abwesenheit von Realität. heit des Gan:; 
Er ist nichts als ein Gedanke in uns, eine Fiktion, welche durch die und Bosheit, 
Vergleichung eines Dinges mit einem anderen, das mehr Realität hat, wandeln, den 
oder mit einem abstrakten Gattungsbegriffe, einem Musterbilde, das es Beide huldige 
nicht erreichen zu können scheint, entsteht. Daß die Wertbegriffe nicht 1 Ähnlich 
Eigenschaften der Dinge selbst, sondern nur ihre erfreuende oder be- omnes gyadıus 
= NO?
	        
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