122 SPLL.yLA,
erhaltung: wie kann jemand gut handeln wollen, wenn er nicht existieren leidigende W
will (IV prop.21—22)? Da die Vernunft nichts Naturwidriges gebietet, daß ein und
so fordert sie notwendig, daß jeder sich selbst liebt, seinen wahren Nutzen sein kann; d
sucht und alles begehrt, was ihn vollkommener macht. Nach dem Natur- schlecht für
recht ist alles Nützliche erlaubt. Nützlich ist, was unsere Macht, T’hätig- Die Erkenntn:
keit oder Vollkommenheit. erhöht, oder was die Erkenntnis fördert, denn in Gott ist k
das Leben der Seele besteht im Denken (IV prop. 26; app. cap. 5), Ein Irrtum etwas
Übel ist allein, was den Menschen hindert, die Vernunft zu vervollkommnen des Bösen un
und ein vernünftiges Leben zu führen. Tugendhaft handeln bedeutet es sein kann,
so viel als in der Selbsterhaltung der Führung der Vernunft folgen kommen. A
(IV prop. '24). — Nirgends sind bei Spinoza die Fehlschlüsse dichter er ist; als mar
gehäuft, nirgends offenbart sich das Unzureichende der künstlich zurecht- und Tugendh:
gemachten, in ihrer geradlinigen Abstraktheit der Wirklichkeit an keiner als die Tuger
Stelle kongruenten Begriffe deutlicher, als in der Moralphilosophie. Der keit und Lei
Absicht, mit Ausschluß des Imperativischen sich einzig darauf zu be- Warum aber
schränken, das wirkliche Handeln der Menschen zu begreifen, ist er: so, geringere Wir
wenig treu geblieben, wie irgend ein Philosoph, der sich die gleiche ge- steht nur zwi
setzt. Er mildert die Inkonsequenz, indem er seine Gebote in das antike Thun der Eir
Gewand eines Ideals des weisen und freien Menschen kleidet. Dies ist in ihrer Verf
nicht das einzige, was bei Spinoza an die Gewohnheiten der griechischen Einwirkungen
Ethik erinnert. Er erneuert den platonischen Gedanken von der philo- ihre eigene N
sophischen Tugend und die Meinung des Sokrates, daß aus der rechten werden. Der
Einsicht von selbst das rechte Thun erfolge. Von sich selbst, seinem offen steht, u
eigenen starken und reinen Wissenstrieb, auf den Menschen überhaupt derselben aus
schließend, erklärt er für das Wesen der Seele die Vernunft, für das Antwort wird
Wesen der Vernunft das Denken und hält die Richtung des Selbst- sechzehnten
erhaltungstriebes auf die Vervollkommnung der Erkenntnis, des „besseren bar vorstelle,
Teiles in uns“, für die natürliche. — fragt, warum
Alle Menschen streben nach Erhaltung ihres Daseins (III Zrop. 6); der Vernunft
warum streben nicht alle nach der Tugend? Wenn alle nach ihr streben, Material gebr:
warum erreichen so wenige das Ziel? Woher die betrübend große Zahl Vollkommenh
von Unvernünftigen, Selbstsüchtigen, Lasterhaften? Woher das Böse in seiner Natur
der Welt? Die Untugend entspringt so gut wie die Tugend aus der unendlichen
„Natur“. Tugend ist Macht, Laster ist Ohnmacht; jene ist Wissen, diese möglichen Gr
Unwissenheit, Woher die kraftlosen Naturen, woher die mangelhafte Er- Sünde und Ir
kenntnis, woher überhaupt die Unvollkommenheit? versum bildet
Der Begriff des Unvollkommenen drückt nichts Positives, Wirk- darf: das einz
liches aus, sondern einen bloßen Mangel, eine Abwesenheit von Realität. heit des Gan:;
Er ist nichts als ein Gedanke in uns, eine Fiktion, welche durch die und Bosheit,
Vergleichung eines Dinges mit einem anderen, das mehr Realität hat, wandeln, den
oder mit einem abstrakten Gattungsbegriffe, einem Musterbilde, das es Beide huldige
nicht erreichen zu können scheint, entsteht. Daß die Wertbegriffe nicht 1 Ähnlich
Eigenschaften der Dinge selbst, sondern nur ihre erfreuende oder be- omnes gyadıus
= NO?