Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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abschwächt und die Artunterschiede zu Gradunterschieden herabsetzt. Identität der } 
Erst Kant hat die zuerst durch das Christentum in die Moral eingeführte mus des Ges 
qualitative Weltbetrachtung wieder in ihre Rechte eingesetzt, Eine Ethik, und Widerspr 
welche die Freiheit und das Böse leugnet, ist nichts als eine Physik ethischen Beg 
der Sitten. | ein Zwiespalt 
In der Staatslehre schließt sich Spinoza ziemlich eng an Hobbes über die Ersc 
an,1 verwirft jedoch den Absolutismus und erklärt die Demokratie, in der gleichzeitigen, 
jeder dem selbstgegebenen Gesetze gehorcht, für die vernunftgemäße zu lassen; ein 
Staatsform. (So in dem Theologisch-politischen Traktat, während er in des Gottesbeg 
dem späteren Politischen Traktat die Aristokratie vorzieht.) Nach dem zwischen den 
höchsten Rechte der Natur beurteilt jeder als gut und sucht sich zu ver- mittelbaren ‘u 
schaffen, was ihm nützlich scheint; jedem gehört alles, jeder darf zer- Kausalität. X} 
stören, was er haßt. Infolge der sinnlichen Begierden und Affekte herrscht und seiner ac 
im Naturzustande Zwietracht (homzines ex natura hostes) und Unsicherheit, ein 'endlicher 
die nur dadurch zu beseitigen ist, daß eine Gesellschaft gegründet wird, denken? Wie 
welche durch Strafe androhende Gesetze jeden zwingt, zu thun und zu halb der allg 
lassen, was das allgemeine Wohl erheischt. - Erst im Staate ist Streit und einigung mit 
Untreue Sünde, vorher war Unrecht nur das, was niemand zu thun Lust gesetzten Aus 
und Macht hatte. Doch hat die bürgerliche Vereinigung neben der Auf- Auffassungsfor 
gabe, durch Verhütung von Übergriffen die selbstischen Interessen zu stanz) wurde 
schützen, die höhere, der Entwickelung der Vernunft zu dienen: nur im 
Staate ist wahre Sittlichkeit und wahre Freiheit möglich, der Weise wird Von Ho 
vorziehen, im Staate zu leben, weil er dort im höheren Grade frei ist, ähnlichen Ver 
als in der Einsamkeit. So wiederholt sich in der Politik dieselbe Ver- gewahrten. 
schiebung der Begriffe, die in der Ethik wahrzunehmen ist. Zuerst wird bei Spinoza d: 
die Tugend auf den Selbsterhaltungstrieb basiert, das Gute dem indivi- (1623—1662). 
duell Nützlichen gleichgesetzt, sodann, mit Umwandlung des bloßen Nutzens wissen Gegens 
in den „wahren“ Nutzen, das Moment der Vernunft (zunächst als prak- Gottes; bei P: 
tische Klugheit, weiterhin als Erkenntnistrieb, hierauf in allmählicher Um- sondern mit 
deutung als sittliche Weisheit) eingeschoben, bis endlich, in seltsamem vinzialbriefen“ 
Kontrast mit dem naturalistischen Ausgang, der christliche Tugendbegriff tischen Moral 
der Reinheit, Selbstverleugnung, Nächstenliebe’ und Gottesliebe erreicht Frömmigkeit, . 
ist. Dementsprechend „denkt Spinoza über den Ausgangspunkt des Staates den frühen I 
naturalistisch, über die Höhe desselben idealistisch“.? — mentarische V 
Die Grundgedanken des spinozistischen Systems, auf denen seine ion 1669 vor 
Bedeutung ruht, sind der Rationalismus, der Pantheismus, die wesentliche Änderungen, | 
[7A vergl, H. C. SıcwaArrT, Vergleichung der Rechts- und Staatstheorien des Spin. 1 Nachdem 
u. Hobbes, Tüb, 1842. Treffend hebt K, FISCHER (I, 23 S. 443) unter Hinweis auf den (Haag 1779) ein 
Eingang des 50, Briefes und auf Zack Z0l. 3, 2 noch den wesentlichen Unterschied her- 1842 auf die Nc 
vor, daß dem Spinoza der Staat nicht — wie dem Hobbes. — als das aufgehobene, aufmerksam. Di 
sondern als das verwirklichte Naturrecht gilt, des Hauptwerkes 
2 C, SCHINDLER in seiner, allerdings nicht bis zur vollen Tiefe der Sache hinab- Von weiteren N 
steigenden Dissertation „Über den Begriff des Guten und Nützlichen bei Spinoza“, merkenswerth di 
Tena 188%, S, 42. Vergl. EUCKEN, Lebensanschauungen S. 406. Paris 1877—709, 
SPINGCT
	        
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