Full text: Geschichte der neueren Philosophie

178 DIE ENGLISCHE MORALPHILOSOPHIE, 
Francis Hutcheson! (+ 1746), Professor in Glasgow, verfolgt in Jassen, sei 
seinem posthumen „System der Moralphilosophie“ (deutsch von LESSING erkennen | 
1756), dem eine „Untersuchung über den Ursprung unserer Vorstellungen bei der 
von Schönheit und Tugend“ 1725 vorausgegangen War, das doppelte Handeln } 
Ziel, gegen Hobbes und Locke die Ursprünglichkeit und Uninter- a HnInecr nu 
essiertheit sowohl des Wohlwollens als der sittlichen Billigung nach- stets das 
zuweisen. Die Tugend wird weder deshalb geübt, weil sie dem Besitzer, Zweitens 
noch deshalb gelobt, weil sie dem Beurteiler Vorteil bringt. vorübergel 
ı. Die wohlwollenden Neigungen sind vollkommen unabhängig von vermittelte 
der Selbstliebe. und der Rücksicht auf die Belohnungen Gottes sowohl ihnen. wie 
als der Menschen, ja selbst von der hohen Befriedigung, welche die noch weit 
Selbstbilligung gewährt. Wird uns doch diese nur zu teil, wenn wir das ergiebt sic 
Wohl der anderen ohne persönliche Nebenabsichten verfolgen: das Glück gebilligt, je 
der inneren Billigung ist die Folge, nicht das Motiv der Tugend. Wäre der davon 
wirklich die Liebe ein versteckter Egoismus, so müßte sie sich komman- Allgemeine 
dieren lassen, wo sie Vorteil verspräche, was erfahrungsgemäß nicht der die Zuneig 
Fall ist. Das Wohlwollen ist etwas durchaus Natürliches und so all- gerichteten 
gemein in der sittlichen Welt, wie in der körperlichen die Gravitation; der englisc 
auch darin mit der Schwerkraft vergleichbar, daß die Intensität mit der Josef 
Annäherung zunimmt: je näher die Personen, desto stärker die Liebe. der Neigun. 
Wohlwollen ist verbreiteter als Grausamkeit, selbst der Verbrecher ver- indem er; 
richtet in seinem Leben mehr unschuldige und freundliche Handlungen, unegoistisc] 
als verbrecherische: nur die Seltenheit der letzteren macht, daß soviel wohlthätige 
von ihnen geredet wird. für den Bet 
2. Auch das sittliche Urteil ist gänzlich unbeeinflußt durch Er- von allen 
wägungen der vorteilhaften oder nachteiligen Folgen für den Thäter oder Das Cewi 
den Betrachter. Die Schönheit der guten Handlung erweckt ein un- Charaktere 
mittelbares Wohlgefallen. Vermöge des moralischen Sinnes (moral oder Unhei 
sense) empfinden wir bei der Betrachtung einer tugendhaften Handlung Handlungs 
Lust, beim Anblick einer unedlen Unlust, Gefühle, die ganz unabhängig Sondern. We 
sind von dem Gedanken an die von Gott verheißenen Belohnungen und unbeding 
Strafen, sowie von dem an den Nutzen oder Schaden für uns selbst. dann nicht 
Daß die moralische Billigung total verschieden ist von der Wahrnehmung Clück als 
des Angenehmen und Nützlichen, wird daraus erwiesen, daß wir eine Baustein. zu 
gezwungen oder aus Kigennutz erwiesene Wohlthat ganz anders beurteilen den. Stoiker 
als eine aus Liebe dargebrachte; daß wir dem hochherzigen Charakter von. der Se 
Achtung schenken, gleichviel ob es ihm wohl oder übel ergehe; daß wir deshalb, w 
sie bei fingierten, etwa im Schauspiel dargestellten, Handlungen gleich aber ziehe 
lebhaft empfinden, wie bei wirklichen. I 
3. Aus der umfassenden Systematisierung, die Hutcheson mit 3 Butt 
Fleiß und Besonnenheit den Shaftesburyschen Gedanken hat angedeihen W. L. CouLr 
 rr) 1 Über ihn FOWLER in der bei Shaftesbury (S. 173) zitierten Schrift und WILL, der berühmte 
Roos. ScCoTT, Cambridge 1900. herausgegebeı
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.