MORALPHILOSOPHIE, 203
geschmälert, umfaßt die höchsten Tugenden, die für andere nützlichen Eigenschaften:
en. leitet uns Wohlwollen und Gerechtigkeit. Überall sind Lust und Nutzen der
f das Wollen Maßstab des Verdienstes, Die Mönchstugenden der Demut und Kasteiung,
anft, die nur die weder ihrem Besitzer noch der ‘Gesellschaft Lust oder Vorteil ver-
as uns allein schaffen, hält kein Verständiger für verdienstlich.
len, niemals Wenn so der sittliche Wert der Handlungen in ihre Wirkungen ge-
(eigung, ver- setzt wird, so ist bei der moralischen Beurteilung die Mithilfe der Vernunft
Vorstellungs- freilich nicht zu entbehren, indem sie allein uns über diese Folgen der
‚ Solange sie Handlung aufklären kann. Sie reicht jedoch nicht aus, uns zu einem
Gefühlswert Lobe oder Tadel zu bestimmen. Nur ein Gefühl kann uns veranlassen,
Leidenschaft dem wohlthätigen und nützlichen Erfolge den Vorzug vor dem verderb-
lie andere, lichen zu geben. Dieses Gefühl ist offenbar kein anderes als Freude
so im Leben über das Glück der Menschen und Unwille über ihr Elend, kurz die
‚meinen und Sympathie. Vermittelst der Phantasie versetzen wir uns in fremde
den Willen, Zustände und erleben anderer Leid und Lust mit. Was sie mißmutig,
. einem ent- freudig, stolz macht, erfüllt auch uns mit gleichen Empfindungen. Aus
n gemeinhin der Gewohnheit, durch Sympathie die Handlungen anderer moralisch zu
rrung in der beurteilen und. die unsrigen von ihnen beurteilt zu sehen, entwickelt ‚sich
des Gegen- die andere, uns selbst beständig zu überwachen und unsere Gesinnungen
“, wenn ihn und Thaten unter dem Gesichtspunkt des fremden Wohles zu betrachten.
Man. irrt, Sie heißt Gewissen. Verwandt mit. ihr ist die Ruhmesliebe, die uns fort-
für schwach während fragen läßt: wie wird unser Betragen in den Augen derer er-
der Seelen- scheinen, mit denen wir umgehen?
Innerhalb der vierten und wichtigsten Klasse, der sozialen Tugenden,
ner „Sklavin unterscheidet Hume zwischen den natürlichen Tugenden der Mensch-
; Urteil über lichkeit und des Wohlwollens und den künstlichen der Gerechtig-
schiede ent- keit und Treue, Die ersteren gehen aus der angeborenen Sympathie
Wir fällen mit dem Wohle anderer hervor, die letzteren dagegen sind nicht aus
seschmacks- einer natürlichen Leidenschaft, einem Instinkt der Menschenliebe abzu-
der Tugend leiten, sondern sind ein Werk der Überlegung und Kunst und haben
eine Hand- ihren Ursprung in der Übereinkunft der Gesellschaft.
angenehme, Außer den heilsamen Wirkungen der Handlung ist, damit dieselbe
Handlungen die Billigung des Zuschauers finde, noch zweierlei erforderlich: daß sie
1 woraus ist Zeichen eines Charakters, einer beharrlichen. Gesinnung sei, und daß sie
aus uneigennützigen Beweggründen entspringe. Das letztere legt Hume die
;ntweder für Verpflichtung auf, zu zeigen, daß es wirklich uninteressiertes Wohl-
. oder nütz- wollen gebe, daß die selbstlosen Affekte nicht versteckterweise aus der
1, Für den Selbstliebe: stammen. Um von den tausend Beispielen des Wohlwollens,
ür ihn und bei. denen kein sichtbares Interesse im Spiele ist, nur eines anzuführen
und Wohl- wir wünschen das Glück des Freundes, selbst wenn wir gar keine Aussicht
gute Sitten, haben, an demselben teilzunehmen. Die menschliche Selbstsucht wird
ß, Sparsam- sehr übertrieben dargestellt, und diejenigen, die alle Handlungen aus ihr
jerte Klasse ableiten,, machen den Fehler, daß sie die unausbleiblichen Folgen der