TH. REID. 207
Erkenntnisse selbstevidenten Sätze zu gering bemessen werden. Reid selbst verfährt
an. Die Ab- dabei immer noch sparsamer, als seine Schüler. Er unterscheidet zwei
missen. Die Klassen, die Grundlagen der notwendigen und die der zufälligen oder
nicht wider- faktischen Wahrheiten. Als Grundlagen der notwendigen Wahrheiten
jebenes Blatt führt er neben den Axiomen der Logik und der Mathematik grammatische,
auftrage, den ästhetische, moralische und metaphysische Prinzipien an (zu den letzten
mente nach- gehören die Grundsätze: die äußeren Eigenschaften haften einer körper-
, der Existenz lichen, die inneren einer geistigen Substanz an; jedes Entstehen muß
ellung. hinzu- eine Ursache haben). Der unserem thatsächlichen Wissen zu Grunde
rkenntnisakte liegenden Prinzipien statuiert er zwölf, bei denen die Rücksicht auf Ber-
en entstehen. keleys und Humes Zweifel sichtbar wird. Die wichtigsten davon lauten:
ı sich selbst Die Zustände, deren ich mir bewußt bin, sind wirklich. Mein Denken
der uns von verbürgt die Existenz meines Ich. Meine Erinnerung bezeugt mir die
r Empfindung Identität meiner Person, Die Dinge sind so, wie wir sie perzipieren.
Gegenstandes Wir haben eine gewisse Macht über unser Handeln. Meine Mitmenschen
Tensch, selbst haben Leben und Vernunft. Die Autorität anderer hat ein gewisses Ge-
>; Empfindung wicht. Im Naturverlauf findet eine Übereinstimmung statt zwischen dem,
r bestimmten was früher geschah, und dem, was jetzt geschieht.
haft, sondern Daß diese Theorie, die dazu einlud, auf dem Faulbett des gesunden
Sie verbürgt Menschenverstandes aller ernstlichen Arbeit an den philosophischen Pro-
blemen zu vergessen, so allgemeinen und andauernden Anklang fand, be-
ule Thomas kundet, daß nach der energischen Anstrengung, die Hume sich und seinen
! Man kann Lesern zugemutet hatte, eine allgemeine Ermattung eingetreten war. Mit
s Herbert als der Unfehlbarkeitserklärung des Laienbewußtseins war die so glücklich
gelehrten an- begonnene Erkenntnistheorie kurzer Hand zur Seite geschoben, während
; theoretische allerdings die empirische Seelenkunde bei der fleißigen Durchforschung
ırsprünglicher des Innenlebens mittelst der Selbstbeobachtung ihren Vorteil fand. James
ad Hutcheson Beattie (sprich Bihti) setzte in seinem Buche „über das Wesen und die
später Jacobi, Unveränderlichkeit der Wahrheit im Gegensatz zu Sophistik und Skepticis-
te Wissen ein mus“ 1770 nach dem Grundsatze, daß die Weisheit niemals der Natur
unbeweisbare, widersprechen dürfe und, was zu glauben unsere Natur uns nötige, worüber
xt die Grund- folglich alle übereinstimmen, wahr sei, die Polemik gegen Hume fort und
rch Beobach- handelte in kleineren Aufsätzen über Gedächtnis und Phantasie, über Fabel
eine doppelte und Roman, über die Wirkung der Poesie und Musik, über das Lachen, über
zu Axiomen das Erhabene u. ä. m. Hatte der auch als Dichter bekannte Beattie psycholo-
die Zahl der gische und ästhetische Fragen bevorzugt, so appellierte James Oswald ( 1772)
in Angelegenheiten der Religion an den common sense, den er als ein instink-
n des gesunden tives Urteilsvyermögen über Wahr und Falsch beschreibt. Der hervorragendste
er die intellek- unter den Anhängern Reids ist Dugald Stewart (Professor in Edinburgh;
ee N OCON Elemente der Philosophie des menschlichen Geistes 1792—1827; gesammelte
US TE Rei d Werke, besorgt von HAMILTON, 1854—18 58), der die Lehre des Meisters
2 Aufl 1800; ausgebaut und an einigen Punkten modifiziert hat. Durch den von Mill,
Spencer und Bain geschätzten Thomas Brown (1778—1820) wurde die