Full text: Geschichte der neueren Philosophie

210 DIE FRANZÖSISCHE AUFKLARUNG., 
allem Bestehenden anreizten, so drängten die über den Kanal herüber- entraten 
wandernden Philosopheme und die einheimischen Verhältnisse gleichmäßig schaftlic 
auf eine revolutionäre Zuspitzung der modernen Gedanken hin, welche Zonen « 
in der Atheistenbibel, dem „System der Natur“ des Baron Holbach und Tu 
1770, zu einem zusammenfassenden Ausdruck gelangte. Die Bewegung des Sta: 
nimmt Mitte der dreißiger Jahre ihren Anfang, wo Montes quieu die des Ein 
Lockesche Politik, Voltaire! die Erkenntnislehre Lockes und die bereits das uni 
von: Maupertuis empfohlene Naturphilosophie Newtons in Frankreich und Sitt 
einzubürgern begannen. Das Jahr 1748 bringt, gleichzeitig mit Humes der Sta: 
Essay, Montesquieus Hauptwerk und Lamettries „Der Mensch eine zur Sich 
Maschine“. Während die 1751 begonnene „Encyklopädie“, der Herold der drei 
der Aufklärung, ihrer Vollendung (1772 resp. 1780) entgegengeht, bilden Jed 
Condillac (1754) und Bonnet (1755) den theoretischen, Helvetius Grunde: 
(1758 Über den Geist; gleichzeitig d’Alemberts Elemente der Philoso- liche un 
phie) den praktischen Sensualismus aus, Rousseau, seit 1751 schrift- der Der 
stellerisch thätig, bis 1757 Mitarbeiter der Encyklopädie, tritt 1762 mit allgemei 
seinen beiden Hauptwerken, dem Emil und dem Gesellschaftsvertrag, hervor. zu spars 
Nebenher gehen interessante Erscheinungen auf nationalökonomischem Wollust 
Gebiete: Morellys kommunistischer Naturkodex (1755), die Arbeiten Bürgertt 
Quesnays (1758), des Hauptes der Physiokraten, ‚und Turgots (5774): behren, 
Wir behandeln zuerst die Einführung und Popularisierung der eng- lichen X 
lischen Ideen, sodann die Weiterführung derselben zum konsequenten tischen 
Sensualismus, zur Moral des Interesses und zum Materialismus, endlich jenen F 
den Rückschlag gegen die Verstandesaufklärung in der Gefühlsphilosophie Zeigt si 
Rousseaus. ? der Sch 
Rückkel 
l. Die Einwanderung der englischen Lehren, lische S 
Montesquieu (1689—1755)? hat Lockes Lehre von der konstitutio- Die 
nellen Monarchie und der Trennung der Gewalten (S. 156—157), mit WE A 
der er die geschichtliche Betrachtungsweise des Bodinus und die natura- Gesetze 
listische Grundansicht seiner Zeit verbindet, zum Gemeingute der gebildeten Staatsko 
Welt gemacht. Die Gesetze müssen der Anlage und dem Geiste der von ser 
Nation angepaßt sein, der Volksgeist aber ist ein Resultat der Natur, vorzube: 
der Vergangenheit, der Sitten, der Religion und der politischen Einrich- 6 daß 
tungen, Die Natur hat den südlichen Völkern viel, den nördlichen SEC 
wenig gegeben, daher bedürfen diese der Freiheit, deren jene leicht Sxekutiv 
a. ; ob, welc 
1 Voltaires Briefe über die Engländer kamen englisch 1732, französisch 1734 kratische 
heraus, sie wurden in Paris von Henkershand ‚verbrannt. di 
2 Zu dem ganzen Kapitel vergl. DAMIRON, Memoires pour servir a UÜhistoire 11 
de la philosophie au XVII. siecle, 3 Bde. 1858—64 und JoHN MoRLEYs Voltaire 4u Monte: 
1872, Rousseau 1873 und Diderot and the Encyclopaedists 1878. en Dagegen 
3 Montesquieu: Persische Briefe 1721, Betrachtungen über die Ursachen der Montesqu 
Größe und des Verfalles der Römer 1734, Der Geist der Gesetze 1748. Cl vor
	        
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