Full text: Geschichte der neueren Philosophie

210 DIE FRANZÖSISCHE AUFKLARUNG., 
Mannigfaltigkeit seiner Bedürfnisse und seiner Ideenassoziationen, der serer Hanc 
Vorstellung des Todes, die ihn nicht nur die Vermeidung des Schmerzes, Welt, wie 11 
sondern die Selbsterhaltung suchen läßt, und dem Besitz der Sprache. liebe berul 
Ohne Bezeichnung keine Abstraktionen, kein Denken, keine Fortpflan- amüsiert, ı 
zung der Kenntnisse. Wenn alles Geistige seinen. Ursprung letzthin in freund wie 
einfachen Empfindungen hat, so bedarf es doch zu seiner Entwickelung ; Die I 
einer Loslösung vom Sinnlichen, und die Sprache ist das Mittel, uns. durch urteilen ist 
Verallgemeinerung und Verbindung der Ideen von dem Druck der keit des I 
Empfindungen zu befreien. durch die 
Ein maßvollerer Vertreter des Sensualismus ist Charles Bonnet! die Ruhml: 
(1720—1793), der später in Deutschland, besonders auf Lossius, Tetens, Menschen 
Irwing, Hissmann und Hennings, großen Einfluß geübt hat. Die Em- strengung . 
pfindungen, auf die auch er das gesamte geistige Leben zurückführt, er dumm. 
sind ihm Reaktionen der immateriellen Seele auf sinnliche Reize, die Geist, A 
bloß als Occasionalursachen wirken. Anderseits betont er stärker als treffen nur 
Condillac die physiologische Bedingtheit der Seelenvorgänge und. sucht und die S 
nicht nur für Gewohnheit, Gedächtnis und Ideenassoziation, sondern auch lediglich d 
für die höheren Geistesoperationen bestimmte Gehirnoszillationen als Basis Zögling all 
nachzuweisen. Konsequenterweise bekennt er sich zum Determinismus; lebnisse. 
sieht in der Eigenliebe den Beweggrund, in der Glückseligkeit. das End- geber hat 
ziel alles Strebens. Für die. letztere ist die Hoffnung der Unsterblichkeit Wohl mit 
unentbehrlich. Das Bindeglied zwischen Bonnets Theorie von der durch- heben. TI 
gängigen Abhängigkeit der Seele vom Körper und seinen rechtgläubigen dem allgen 
Überzeugungen bildet die Vorstellung eines unverlierbaren ätherischen Völkern di 
Leibes, welcher der Seele im Jenseits eine Erinnerung an das irdische beitragen, ı 
Leben und nach der Auflösung des jetzigen. die Erwerbung eines neuen zukommt. 
materiellen Leibes ermöglicht, Auch die Tiere nehmen an der Fortdauer und edelm 
und dem Übergange in eine erhöhte Existenz teil. — man den d 
Gegen. den sachlichen Ernst dieser Männer sticht sehr ab die ober- gutmütiger 
fAlächliche und frivole Art, mit der Helvetius (1715—1771) den Sensua- entgegnen: 
lismus auf ethischem Gebiete durchführt, Das Hauptwerk: De esprit Geist zeug 
kam 1758 heraus; ein Jahr nach seinem Tode erschien das Buch über deine Leh: 
den Menschen, seine Fähigkeiten und seine Erziehung, ins Deutsche über- In mi 
setzt von LINDNER 1877. Das Streben nach Lust oder die Selbstliebe des „wohl: 
ist, wie er zuerst entdeckt zu haben meint? der einzige Beweggrund un- Eriedric] 
) ES S ; Er einwirft, d 
1 Bonnet: Psychologischer Versuch oder Betrachtungen über die Thätigkeiten der 
Seele (anonym) 1755, Analytischer Versuch über die Fähigkeiten der Seele 1760, Be- vor dem ( 
trachtung der Natur 1764, Philosophische Palingenesie oder Gedanken über den früheren 
und den künftigen Zustand der lebenden Wesen 1769, darin eine Verteidigung des mit der Beha 
Christentums, im selben Jahre von LAVATER übersetzt; Werke 1779. Über B.s Psycho- und die Tu 
logie handelt MAx OFFNER (Schriften der Gesellschaft für psychol. Forschung, Heft 5), seinen Maxi 
Leipzig 1893, über ihre Einwirkung auf die deutsche Psychologie JoH. SPECK (AGPh. (Charaktere 
Bd. 10° u. f.) 1897. Y Fries 
2 Thatsächlich sind ihm nicht nur englische, sondern auch einheimische Moralisten in den Abh:
	        
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