Full text: Geschichte der neueren Philosophie

HOLBACH, 221 
754 Charak- Holbach begiebt sich an die Entgeistung der Natur und die Zer- 
] in meinen störung der religiösen Vorurteile in aufrichtigem Glauben an die heilige 
und handeln Mission des Unglaubens: am Atheismus hängt das Glück der Menschheit. 
ses gelangte „O Natur, Beherrscherin aller Wesen, und ihr, deren Töchter, Tugend, 
n Memoiren Vernunft und Wahrheit, seid ihr für immer unsere einzigen Gottheiten!“ 
Jiderot und Was hat die Tugend so erschwert und so selten gemacht? die Religion, 
ebt nur ein welche die Menschen trennt, statt sie zu einigen. Was hat die Aufklärung 
nkende Sub- der Vernunft und die Entdeckung der Wahrheit solange‘ aufgehalten? die 
lichkeit der Religion mit ihren unheilvollen Irrtümern: Gott, Geist, Freiheit, Unsterb- 
Ich gegrün- lichkeit. Eine Unsterblichkeit giebt es nur im Gedächtnis der kommen- 
und wesent- den Geschlechter, der Mensch ist ein Eintagsgeschöpf, nichts ist dauernd, 
Gerede von als das große Ganze der Natur und das ewige Gesetz, daß alles sich 
ısinn, nennt verändert. Kann eine in tausend Stücke zerbrochene Uhr fortfahren, 
elbstachtung, die Stunden zu zeigen? — Das sinnlose Dogma von der Freiheit wurde 
notwendige nur erfunden, um das sinnlose Problem der Rechtfertigung Gottes wegen 
eine andere des Übels zu lösen. Der Mensch ist in jedem Augenblicke seines Lebens 
‚eitgehenden ein passives Instrument in der Hand der Notwendigkeit, das Universum eine 
daß sie ihm unermeßliche und ununterbrochene Kette von Aktionen und Reaktionen, 
‚en. erlaubte. ein ewiger Kreis ausgetauschter Bewegungen, beherrscht von Gesetzen, 
;n Materialis- deren Änderung sogleich das Wesen aller Dinge verändern würde. — Der 
hanische Er- verhängnisvollste Irrtum ist der von Philosophen aufgebrachte, von den 
e lebendiger Thoren beifällig aufgenommene Begriff eines menschlichen und eines gött- 
u erleichtern. lichen Geistes. Daß sich der Mensch in zwei Substanzen spaltete, hat 
ischer Ideen, seinen Grund darin, daß wir von den Veränderungen unseres Körpers 
fteilchen mit nur die äußeren Massenbewegungen direkt wahrnehmen, dagegen die 
(ebter Wesen inneren Bewegungen der unsichtbaren Moleküle nur aus ihren Wirkungen 
chselwirkung erkennen. Die letzteren schrieb man dem Geiste zu und schmückte 
ums als auch diesen mit Eigenschaften, deren Leerheit daraus einleuchtet, daß sie 
setze harmo- sämtlich nur Negationen dessen sind, was wir kennen. Die Erfahrung 
zeigt uns nur Ausgedehntes, Körperliches, Teilbares — von alledem 
Namen des nun soll der Geist das Gegenteil sein, zugleich aber (wie? weiß man 
at vonuFrei- nicht zu sagen) die Fähigkeit‘ haben, auf das Materielle einzuwirken 
us der Pfalz und von demselben Wirkungen zu erfahren. Indem der Mensch sich 
pflegte. Der in Leib und Seele trennte, hat er thatsächlich nur sein Gehirn von sich 
ine Freunde selbst unterschieden. Der Mensch ist ein rein physisches Wesen. Alle 
‚eiche Grimm sogenannten geistigen Vorgänge sind Gehirnthätigkeiten, Spezialfälle der 
Der schwer- Wirkung der allgemeinen Naturkräfte. Denken und Wollen ist Empfinden, 
System ver- Empfindung ist Bewegung. Die bewegenden Kräfte sind in der sitt- 
rzeugt hatte, lichen Welt dieselben wie in der physischen, hier heißen sie Anziehung 
;s Publikums. und‘ Abstoßung, dort Liebe und Haß; was der Moralist Eigenliebe 
rialismus, die nennt, ist der nämliche Selbsterhaltungstrieb, der in der Physik als 
ı System der Trägheitskraft bekannt ist. — Wie sich selbst, so verdoppelte der Mensch 
auch die Natur. Den ersten Anstoß zur Bildung der Gottesidee gab
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.