258 WOLFFS ANHÄNGER,
fangenen, fraglosen Glauben an die Unfehlbarkeit der Vernunft der Typus Kants Le
des Dogmatikers. Ploucqu
Ein näheres Eingehen auf die Wolffische Philosophie scheint erläßlich, „Grundsä
da das Wesentlichste ihres Inhalts. bereits bei Leibniz zur Sprache ge- Calculandı
kommen ist, außerdem in dem Kapitel über Kant auf einige Punkte den Von
zurückzugreifen sein wird. Es sei daher, mit Verweisung auf die ausführ- Meinen 7
lichen Darstellungen bei ERDMANN und ZELLER, nur erwähnt, daß Wolffs ständiger«
Sittenlehre dem englischen Moralprinzip der Glückseligkeit das der Voll- über die
kommenheit entgegenstellt (gut ist, was den Zustand des Menschen Kant ein
vervollkommnet, dies aber ist das natur- oder vernunftgemäße Leben, Ergänzun
mit welchem ‚die Glückseligkeit notwendig ‘verknüpft ist), den Willen TISMUS (01
durch den Verstand determiniert werden läßt und für die Ursache der ganz best
Sünde die Unwissenheit erklärt, und daß seine Religionsphilosophie, springend
welche neben der geoffenbarten eine natürliche Religion (Erfahrungs- WC Sind.
und Vernunftbeweise für die Existenz Gottes und Ableitung seiner Eigen- lität gülti
schaften) statuiert und gewisse Kennzeichen für die Echtheit der Unte
Offenbarung aufstellt, einem Rationalismus huldigt, der dehnbar genug dem Ekle
war, um seinen Schülern ebensowohl eine Anknüpfung orthodoxer Bestre- fAlußte C1
bungen als den Fortschritt zu einem kirchenfeindlichen Deismus zu ge- deutendst
statten. — „Weisheit
Unter den Anhängern Wolffs verdient Alex. Baumgarten (1714 bis von einse
1762) als Begründer der deutschen Ästhetik (Aesthetica 1750 ff.) den ersten prinzipien
Platz. Er gewahrt eine Lücke im System der philosophischen Wissen- (welche a
schaften. Dasselbe enthält in der Ethik eine Anleitung zum richtigen den Näcl
Wollen; in‘ der Logik eine solche zum richtigen Denken; es fehlt eine gegen Gc
Anweisung zum richtigen Empfinden, eine Ästhetik. Den Gegenstand an das Wi
derselben würde das Schöne bilden. Denn die Vollkommenheit (die für Crusius
den Betrachter lustvolle Übereinstimmung eines Mannigfaltigen zur Ein- n
heit), welche sich dem Willen als das Gute, dem deutlichen Denken des x
Verstandes als das Wahre darstellt, erscheint — nach Leibniz — der 5 lo
verworrenen sinnlichen Empfindung als Schönheit, Von hier aus hat chine“ 175)
sich für die Theorie des Schönen der Name Ästhetik festgesetzt; in Kants theorie und
erstem Hauptwerke jedoch wird er in wörtlicher Bedeutung als Lehre 3 Lan
von der Sinnlichkeit, dem Vermögen der Empfindungen oder Anschau- lage zur As
ungen, gebraucht. Gleich Baumgarten haben sein Schüler und Nach- en r
folger, der Psycholog und Ästhetiker G. Fr. Meier (1718—57) in Halle, ZPhKr. B a.
Baumeister u. a. durch Lehrbücher über verschiedene Teile/der Philo- 4 Rüd
sophie zur Verbreitung der Wolffischen Lehre beigetragen. Der Schule 1704, Synth
gehören ferner an: Thümmig (Zustitutiones philosophiae Wolfianae 1725 1723, in la
bis 1726), der Theolog Siegmund Baumgarten (1706—57) in Halle, A U
der ältere Bruder des Ästhetikers, der Mathematiker Martin Knutzen!, Orr ae N
1 Knutzen (1713—51): Systema causarıum efficientium 1745. Über ihn BENNO keit mensch
ERDMANN, M. Knutzen und seine Zeit, 1876. Halle 1892.