KRITICISMUS. ZZ
trumente der weite ununtersucht. Der Skeptiker verfährt nicht gründlicher. Er be-
zweifelt und verneint die Erkenntnisfähigkeit ebenso unkritisch, wie der
tz des schein- Dogmatiker sie geglaubt und vorausgesetzt hatte. Er richtet seinen
5; von Sinn- Scharfsinn gegen die Aufstellungen der dogmatischen Philosophie, statt
n als ein um- ihn auf die Grundfrage nach der Möglichkeit der Erkenntnis zu richten.
Wahrnehmen Das menschliche Erkenntnisvermögen, dem der Dogmatiker mit
1 die Begriffe unmotiviertem Vertrauen, der Skeptiker mit ebenso unmotiviertem Miß-
impfindungen trauen entgegengetreten war, will der kritische Philosoph einer ein-
jed. ist kaum gehenden Prüfung unterwerfen, Darum bezeichnet Kant seinen Stand-
andere viel- punkt als „Kriticismus“, sein Unternehmen als eine „Kritik der Vernunft“.
Beide ordnen Statt zu behaupten und zu leugnen, untersucht er: wie kommt Er-
ine aus dem kenntnis zu stande, aus welchen Faktoren setzt sie sich zusammen,’ wie
ehen. Beide weit reicht sie? Er forscht nach Ursprung und Umfang der Erkennt-
sehen, wo ein nis, nach ihren Quellen und ihren Grenzen, nach: ihren Existenz- und
; Dualismus Rechtsgründen. Die Vernunftkritik sieht sich vor eine doppelte Aufgabe
je Erkenntnis- gestellt, deren zweite nicht gelöst werden kann, bevor die erste es ist. Die
Arkenntnisver- Untersuchung der Abkunft der Erkenntnis muß der ihrer Ausdehnung
lern. spezifisch vorangehen. Erst wenn die Bedingungen der Erkenntnis feststehen, Jäßt
mus von Aus- sich: ausmachen, welche Gegenstände ihr erreichbar sind. Ihr Umfang
stheoretischen kann sich nur aus ihrem Ursprung ergeben.
Ob der kritische Philosoph dem. Skeptiker oder dem Dogmatiker
imer war eine näher stehe, ist eine ziemlich müßige Frage. Er unterscheidet sich von
xy schuldig ge- beiden spezifisch, dadurch, daß er die Vernunft zur Selbstbesinnung, zur
igenen Augen methodischen Prüfung ihrer Erkenntnisfähigkeit aufruft und anleitet. Wo
n prinzipiellen jener blind vertraut, dieser beargwöhnt und negiert hatte, da untersucht
Jenker begiebt er; sie unterließen, er erhebt die Frage nach der Möglichkeit der Erkenntnis,
ge nach der Das kritische Problem hat nicht den Sinn: giebt es ein Erkenntnisver-
an die Dinge mögen? sondern den: aus welchen Kräften besteht es? sind alle die
ig sel, ‚Sie zu Gegenstände erkennbar, die man dafür gehalten hat? Kant fragt nicht, ob,
Vernunft, sich sondern wie und wodurch Erkenntnis möglich sei. Daß Erkennen
‚ein Zutrauen, möglich ist, muß jeder voraussetzen, der sich zu wissenschaftlichem
uschen könne, Nachdenken anschickt, und die von heutigen Erkenntnistheoretikern auf-
he Erkenntnis- gestellte Forderung eines absolut voraussetzungslosen Anfangs des Philo-
n mag, jeden- sophierens ist schlechterdings unerfüllbar. Ja noch Spezielleres mußte
nt mit seinen Kant, um seine Untersuchung nur’ beginnen zu können, voraussetzen:
isherige Philo- daß ein Erkennen des Erkennens möglich sei, daß es eine kritische,
lruck dogma- sich selbst untersuchende Vernunft gebe, konnte am Anfang nur Sache
n Glaubenssatz des Glaubens sein. Das hätte eine nachträgliche detaillierte Auskunft
chen, auch zu über das Wie dieser Selbsterkenntnis, über das Organ der kritischen
sie fragt nicht, Philosophie nicht ausgeschlossen. Kant ist sie schuldig geblieben, und
ınd muß, und diese Lücke hat später einen lebhaften Streit über Charakter und Me-
zu genügen im thode der Vernunftkritik hervorgerufen. In diesem Punkte ist Kant, wenn.
nd seine Trag- man sich so ausdrücken will, Dogmatiker geblieben.