' DIE ÜBERGANGSZEIT.
l. Nikolaus Cusanus. lebendiger Ansch
Nikolaus!, geboren ı401' in Kues an der Mosel bei Trier, seinem bald in mystische
strengen Vater, dem Schiffer und Winzer Chrypffs (Krebs), früh entlaufen, Anknüpfung an
wurde bei den Fraterherren zu Deventer erzogen, studierte in Padua fassung sucht er
Jura, Mathematik und Philosophie, verlor in Mainz seinen ersten Prozeß, zuleiten oder em
was ihm seinen Beruf verleidete, wandte sich zur Theologie und wurde fahrt von Konst
ein hervorragender Prediger. Er beteiligt sich am ‚Baseler Konzil, geht sammenfallen deı
als Gesandter des Papstes Eugen IV. nach Konstantinopel und nach Brille, das „Posse
Frankfurt zum Reichstag, wird 1448 Kardinal und 1450 Bischof von kenntnis, das Gl«
Brixen. Er gerät in Streitigkeiten mit seinem Lehnsherrn, dem Grafen die religions-philo
von Tirol, Erzherzog Sigmund, der ihm seine Anerkennung verweigert, Sichtung des Ko
und wird von diesem eine Zeitlang gefangen gehalten. Vorher hatte er der tiefsten Denkt
in Missionsangelegenheiten Reisen nach Deutschland und den Nieder- hohen Bedeutung
landen unternommen. Bei einem zweiten Aufenthalt in Italien ereilt blendendere, jedc
ihn 1464 zu Todi in Umbrien der Tod. Die Pariser Gesamtausgabe im Wege.
seiner Werke vom Jahre 1514 (der 1565 eine Baseler Ausgabe folgte) Zwei Thema
enthält im ersten Bande die wichtigsten philosophischen, im zweiten u. a. die menschliche ]
mathematische Abhandlungen und zehn Bücher Auszüge aus den Pre- Stufen des Erkenn
digten, im dritten das große, in Basel vollendete Werk de concordantia der Einbildung), de
catholica (1433). Zeit und Raum se
Im Jahre 1440 (schon vorher hatte er über die Verbesserung des Verstand (ratio)
Kalenders geschrieben) beginnt Nikolaus die stattliche Reihe seiner sätze auseinandert
philösophischen Schriften mit ‚der „Wissenschaft des Nichtwissens“ (de die Gegensätze mn
docta ignorantia), an die sich im selben Jahre die „Vermutungen“ (de überbegriffliche A
contecturis) anschließen. Es folgen kleinere Traktate über das Gottsuchen, iliatio), für welch
die Sohnschaft, die Gabe des Vaters des Lichtes, die Entstehung der fallen. Der Gipfe
Welt und eine Verteidigung der docta ignorantia (gegen einen Angriff Gott geeinigt wird
Joh. Wencks). Das bedeutendste Werk ist der dritte der vier Dialoge hinwegfällt, wird ı
über den Laien (de idiota): über den Geist (de mente) 1450. In immer Gleichnisse und 1
neue Formen kleidet er die eine höchste Wahrheit, auf die alles ankommt einmischen, Aber
und die sich nicht in verständigen Worten mitteilen, sondern nur in endlichen haben
Sinn jenes „wisser
1 R. ZIMMERMANN, N. C. als Vorläufer Leibnizens, im VIII. Bande der Sitzungs- an das Salomonisc
berichte der philos.-historischen Klasse der Akad. d. Wiss., Wien 1852, S. 306 ff (auf- Coltes als des Un
genommen in die Studien und Kritiken I). — R. FALCKENBERG, Grundzüge der Philo- Der Unterschi
sophie des Nik. Cus. mit besonderer Berücksichtigung der Lehre vom Erkennen,
Breslau 1880. — R. EUCKEN, Beiträge zur Gesch, d. neueren Philos., Heidelb, 1886, als starrer gefaßt
S. 6 ff. — SCHARPFF, Des Nik. v. Cusa wichtigste Schriften in deutscher Übers., Frei- sich und ist bereits
burg i. Br. 1862. Ders., Der Cardinal N. v. C. als Reformator 1871. — JoH. UEBINGER, wenn ihm durch
Die Gotteslehre des Nik. Cus., Münster 1888 (im Anhang der Text des verloren ge- geben sind, die V
Elnubten Viergesprächs de non aliud vom Jahre 1462). Ders., Die philos, Schriften trennies und zutz
des Nik. Cus., drei Artikel in der ZEhKT. Bd. 103, 105, 107, 1893—05. Ders,, Die Verstand.“ der‘ im
mathemat. Schriften des Nik. Cus., im Philos, Jahrbuch, Bd. 8ff, 1895 ff. — S. GÜNTHER, a
N. v. C. in seinen Beziehungen zur Geographie (Abhandl. zur Gesch. d. Math., wärtig Ist, und die
Bd. 0) 1899; vergl. Ders., Studien zur Gesch, der math. u. physikal. Geographie, Halle 1879. Trennungsgeschäfte
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