355 MEZ TE.
und bedeutungsvollen Grundanschauung aufrufen, an der der Wille ebenso Schrift „V.
sehr beteiligt ist wie der Verstand; sie beginnt nicht mit einem Begriffe sie ihre Eı
oder einem Satze, sondern mit der Forderung einer Handlung (setze dich einen gün
selbst, thue mit Bewußtsein, was du unbewußt thatest, so oft du dich Ich lehrerstelle
nanntest, zergliedere dann den Akt des Selbstbewußtseins und erkenne in Erscheine!l
seinen Elementen die Kräfte, aus denen alle Realität entspringt); ihr Gott gelieferten
ist nicht eine fertige absolute Substanz, sondern eine sich selbst verwirk- da man c
lichende Weltordnung, Dieser inneren Lebendigkeit des Fichteschen Prin- damals se
zips, die an die reine Aktualität des Nus bei Aristoteles und das rastlose nachdem
Werden des Heraklit erinnert, entspricht es vollkommen, daß der Philo- Mann. Sc
soph, dem es wahrlich weder an begrifflicher Strenge noch an der Gabe in Zürich,
lichtvoll populärer Darstellung gebrach, in immer neuer Form seine Ge- rung der
danken auszuprägen und, nachdem es ihm kaum erst gelungen schien, drückten,
mit höchster Klarheit zu sagen, was er meinte, schon wieder unbefriedigt Hefte „Be
nach noch präziserem und einleuchtenderem Ausdruck für die schwer französisc|]
formulierbare Grundansicht zu suchen sich gedrängt fühlte. folgte er
Der Urheber der Wissenschaftslehre ist am 19. Mai 1762 zu Ramme- gesiedelte
nau in der sächsischen Lausitz als Sohn eines armen Bandwirkers zur wurde. L
Welt gekommen. Die Talente des Knaben bewogen den Freiherrn lehre“. “X
v. Miltiz, demselben den Genuß einer guten Erziehung zu ermöglichen, (jedoch z
In Meißen und Pforta hat Fichte die Schule, in Jena und Leipzig als haltenen .
Theologiestudent die Universität besucht. Als Hauslehrer in Zürich Anstoß n
lernt er Lavater und Pestalozzi sowie seine künftige Gattin Johanna Rahn, jener Voı
eine Nichte Klopstocks, kennen. Nach Leipzig zurückgekehrt, erfährt aufzulöse:
er durch die Kantische Philosophie, in der er einen Studenten zu unter- der Fenst
weisen hat, eine völlige Revolution in seiner Denkungsart. Sie giebt, so dem Phil
bekennen seine Briefe, dem Geiste eine unbegreifliche Erhebung über den Somı
alle irdischen Dinge, „Ich habe eine edlere Moral angenommen, und denen au
anstatt mich mit Dingen außer mir zu beschäftigen, mich mehr mit miı recht un«
selbst beschäftigt.“ „Ich glaube jetzt von ganzem Herzen an die Freiheit philosoph
des Menschen und sehe wohl ein, daß nur unter dieser Voraussetzung ruhmvolle
Pflicht und Tugend überhaupt möglich ist.“ „Ich lebe in einer neuen Weggang
Welt, seit ich die Kritik der praktischen. Vernunft gelesen habe. Dinge, Niethamr
von denen ich glaubte, sie könnten mir nie bewiesen werden, z. B. der Magister
Begriff einer absoluten Freiheit und Pflicht, sind mir bewiesen und ich Religion“
fühle mich darum um so froher. Es ist unbegreiflich, welche Achtung von Fich
für die Menschheit, welche Kraft uns diese Philosophie giebt, welch ein regierung
Segen sie für ein Zeitalter ist, in welchem die Moral in ihren Grund- Dresdene
vesten zerstört und der Begriff der Pflicht in allen Wörterbüchern
durchstrichen war!“ Bald bietet sich, da ihn die Aussicht auf eine ——
Hofmeisterstelle nach Warschau gelockt hatte, die Gelegenheit, den Ur- 9 Es
heber jener Lehre, die eine so radikale Umwandlung seiner Überzeu- des Forh
gungen bewirkt hatte, in Königsberg aufzusuchen. Die schnell entworfene sagen, es
WHICH: