Full text: Geschichte der neueren Philosophie

NIKOLAUS CUSANUS. 19 
lebendiger Anschauung ergreifen läßt. Bald in begrifflicher Dialektik, 
Mosel bei Trier, seinem bald in mystischem Schwunge, bald in populärer Vereinfachung und mit 
s (Krebs), früh entlaufen, Anknüpfung an Naheliegendes, bald in knapper lehrhafter Zusammen- 
‚gen, studierte in Padua fassung sucht er den Leser zur Schauung des Unaussprechlichen hinan- 
nz seinen ersten Prozeß, zuleiten oder emporzureißen und die Fruchtbarkeit des (auf der Rück- 
ur Theologie und wurde fahrt von Konstantinopel 1438 ihm aufgegangenen) Prinzips vom Zu- 
am ‚Baseler Konzil, geht sammenfallen der Gegensätze zu entwickeln (die Schauung Gottes, die 
Constantinopel und nach Brille, das „Possest“, die Jagd nach der Weisheit, der Gipfel der Er- 
und 1450 Bischof von kenntnis, das Globusspiel, Kompendium). Sehr wertvoll sind außerdem 
Lehnsherrn, dem Grafen die religions-philosophischen Arbeiten: der Friede des Glaubens und die 
Anerkennung verweigert, Sichtung des Koran. Freisinnigere Katholiken verehren in ihm einen 
halten. Vorher hatte er der tiefsten Denker der Kirche, der allgemeinen Anerkennung aber seiner 
hland und den Nieder- hohen Bedeutung für die Philosophie der Neuzeit stand bisher die 
fenthalt in Italien ereilt blendendere, jedoch weniger originelle Erscheinung des Giordano Bruno 
e Pariser Gesamtausgabe im Wege. 
> Baseler Ausgabe folgte) Zwei Themata bilden die Angelpunkte des cusanischen Systems: 
;hischen, im zweiten u. a. die menschliche Erkenntnis und das Verhältnis Gottes zur Welt. Vier 
r Auszüge aus den Pre- Stufen des Erkennens werden unterschieden: Zu unterst der Sinn (nebst 
ete Werk de concordantia der Einbildung), der nur verworrene Bilder liefert; über ihm der sondernde, 
Zeit und Raum setzende, mit der Zahl operierende und Namen gebende 
‚er die Verbesserung des Verstand (ratio), der nach dem Prinzip des Widerspruchs die Gegen- 
stattliche Reihe seiner sätze auseinanderhält; sodann diespekulative Vernunft (intellectus), welche 
ıft des Nichtwissens“ (de die Gegensätze miteinander verträglich findet; zuhöchst die mystische’ 
> die „Vermutungen“ (de überbegriffliche Anschauung (%zsio sine comprehensione, intuttio, ME 
:ate über das Gottsuchen, /Ailiatio), für welche die Gegensätze in der unendlichen Einheit zusammen- 
htes, die Entstehung der fallen. Der Gipfel der schauenden Erkenntnis, in welcher die Seele mit 
ılia (gegen einen Angriff Gott geeinigt wird, da hier selbst der Gegensatz von Subjekt und Objekt 
r dritte der vier Dialoge hinwegfällt, wird nur selten erreicht, und schwer ist es, die sinnlichen 
mente) 1450. In immer Gleichnisse und Bilder fernzuhalten, die sich trübend in die Intuition 
eit, auf die alles ankommt einmischen, Aber eben in der Einsicht dieser Unfaßbarkeit des Un- 
‚itteilen, sondern nur in endlichen haben wir die zutreffende Wissenschaft von Gott; dies der 
Sinn jenes „wissenden Nichtwissens“, jener docta zgnorantia, Man wird 
im VIII. Bande der Sitzungs- an das Salomonische Urteil erinnert: dadurch, daß ich auf die Erkenntnis 
58, Wien 1552, 5: 306 ff (auf- Gottes als des Unbegreiflichen verzichte, gewinne ich sie! 
EL EI Der Unterschied der angegebenen Erkenntnisstufen darf jedoch nicht 
even Philos... Heidelb. 1886, als starrer gefaßt werden: die höhere Stufe begreift die niedere mit in 
ften in deutscher Übers., Frei- sich und ist bereits in ihr thätig. Der Verstand kann nur unterscheiden, 
ıator 1871, — JoH. UEBINGER, wenn ihm durch die Empfindung Bilder des zu Unterscheidenden ge- 
ng der Text des verloren ge- geben sind, die Vernunft nur vereinigen, wenn ihr der Verstand Ge- 
Ders., Die philos, Schriften trenntes und zu Einigendes dargeboten hat; und anderseits ist es der 
a SE Or NEE Verstand, der im Sinne als Bewußtsein oder Aufmerksamkeit gegen- 
han dl. zur Gesch. a. Math. wärtig ist, und die Vernunft, deren Einheit dem Verstande bei seinem 
Veikal, Geographie, Halle 1879. Trennungsgeschäfte leuchtet. So stellen die verschiedenen Erkenntnis- 
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