304 FICHTE, WISS:
kann und muß bewiesen, einiges, was er getrennt gehalten hat, muß drittes möt
vereinigt werden. In welcher Weise hat beides zu geschehen? sein. We
Da richtige Schlüsse aus richtigen Prämissen richtige Resultate er- es aber ni
geben, das richtige Schließen aber leicht zu kontrollieren ist, so kommt die pflicht
alles auf den rechten Ausgangspunkt an. Sieht man von diesem ab und ihr huldigt
blickt man nur auf das Folgern und die Folgerungen, so giebt es zwei Äußeren €
konsequente Systeme: den dogmatischen oder realistischen Denkgang, sich frei g
der die Vorstellung aus dem Dinge, den idealistischen, der umgekehrt davon ab
das Sein aus dem Denken abzuleiten sucht. Nun Jäßt sich zeigen, daß Sittengeb«
der Dogmatismus, so konsequent er verfahren mag (und wenn er dies Geister £f(
thut, ist er, wie das System Spinozas, Materialismus und Fatalismus oder dieser lev
Determinismus, behauptet, alles sei Natur und alles gehe mechanisch zu, notwendig
behandelt den Geist als ein Ding unter Dingen, leugnet seine metaphy- tische De
sische und moralische Selbständigkeit, seine Immaterialität und Freiheit), Bewußtse
falsch ist, weil er von einem falschen Prinzip ausgeht. Das Denken praktisch
kann niemals aus dem Sein herausgeholt werden, weil es nicht darin ent- wird. Re
halten ist; aus dem Sein kann immer nur ein Sein, aber kein Vorstellen Naturtriel
hervorgehen. Wohl aber läßt sich das Sein aus dem Vorstellen ableiten, der Ideal
denn. das Bewußtsein ist auch ein Sein, aber noch mehr als das, es untergeor
ist bewußtes Sein. Und wie das Bewußtsein sowohl ein Sein als ein Wissen erklären
von diesem Sein enthält, so ist der Idealismus dem Realismus überlegen, Wes
weil er diesen als Moment in sich schließt und folglich. zwar ihn erklären, ist echte
aber nicht von ihm erklärt werden kann. Der Dogmatismus macht den Range ei
Fehler, daß er über das Bewußtsein oder das Ich hinausgeht und mit einem u!
leeren, bloß formalen Begriffen arbeitet. Ein Begriff ist dann leer, wenn pelten D
ihm kein Wirkliches entspricht oder keine Anschauung untergelegt werden Wollen 1
kann (wobei zu beachten, daß es außer der sinnlichen auch eine intellek- eines un
tuelle Anschauung giebt; eine solche ist die des Ich als sich selbst an- als einhe
schauenden Wesens). Wohl darf und muß die Philosophie abstrahieren, lehre die
sich über das Gegebene erheben, — wie könnte sie das Leben und das gesucht,
besondere Wissen erklären, wenn sie nicht einen höheren Standpunkt Jacobi d
einhähme als ihr Objekt! — aber die richtige Abstraktion ist nichts als der Fich
ein Trennen dessen, was in der Erfahrung immer in Vereinigung vor- den Res
kommt; sie legt das empirische Bewußtsein auseinander, um €s aus Evidenz
seinen Elementen wieder zusammenzusetzen, läßt es vor unseren Augen (sowohl
entstehen, ist eine pragmatische Geschichte des Bewußtseins. Diese schaften
zum Zweck einer genetischen Betrachtung des Ich unternommene Ab- gemeine
straktion geht nicht über die Erfahrung hinaus, sondern in ihre Tiefe schaften
hinein, ist nicht transzendent, sondern transzendental und giebt, da sie
in enger Berührung mit dem Anschaulichen bleibt, im Gegensatz zu aller ıV
bloß formellen eine reelle Philosophie. Zu diesen theoretischen Vorzügen Willens 7
des Idealismus kommen‘ überwältigende Gründe praktischer Art hinzu, An
welche. die Wahl zwischen jenen beiden Systemen, neben denen kein ich mei