Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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keit. (Genuß ist freilich, als Befriedigung beim Gelingen jedweden Triebes, baren) 
unvermeidlich; er darf nur nicht den Zweck des Handelns bilden.) selbst 
Sittlichkeit ist Thätigkeit um der Thätigkeit willen, das radikale Böse Stande 
— von dem uns nur ein Wunder befreien kann, aber ein Wunder, das nieder 
wir selbst thun müssen — die Trägheit, die Scheu vor der Mühe, das welche 
sich nicht über die Naturbestimmtheit des Selbsterhaltungstriebes zum lichen, 
deutlichen Bewußtsein. der Pflicht und der Freiheit Erhebenwollen. Für nünftig 
den sittlichen Menschen giebt es kein Ausruhen, jeder erreichte Zweck rungen 
wird ihm Antrieb zu fortgesetzter Arbeit, an jede erfüllte Aufgabe knüpft der nü 
sich ihm eine neue. Werde selbständig, handle autonom, mache dich D 
frei; jede Handlung liege in einer Reihe, in deren Fortsetzung das Ich übrige 
unabhängig werden muß. Zu dieser formellen und universellen Norm die Si 
aber kommt für jedes Individuum ein besonderes Gebot. Jeder einzelne dem ä 
Geist erhält von der Weltordnung seine bestimmte Aufgabe vorgeschrieben : hat. I 
jeder soll das, was schlechthin nur er soll und nur, er kann, Erfülle Kon fü 
jedesmal deinen sittlichen Beruf, deine spezielle Bestimmung. ! Beides ist. als 
populär zusammengefaßt: handle nie gegen dein Gewissen. Bedin 
Die Erhebung zur Freiheit vollzieht sich stufenweise. Zuerst besteht als In: 
dieselbe nur im Bewußtsein des Naturtriebes, im Reflektieren über die Rechts 
verschiedenen Möglichkeiten des Handelns; sodann folgt eine Losrei- Ich. 1 
ßung von dem Naturtriebe durch Maximen zunächst der eigenen Glück- sich ein 
seligkeit, Weiterhin entzündet sich eine blinde Begeisterung für die Selb- es kan 
ständigkeit und erzeugt die heroische Denkart, die lieber großmütig sein ZUZUSC 
will als gerecht, lieber Wohlwollen erweist als Achtung; wahrhafte Mo- anzun« 
ralität aber findet erst da statt, wo unter steter Aufmerksamkeit auf das setzen 
Gesetz und beständiger Bewachung seiner selbst die Pflicht um der Pflicht diesen 
willen‘ geübt wird. Niemand ist seiner Moralität ohne fortgesetzte An- Aber 
strengung einen Augenblick sicher, Zur Befreiung von der Erbsünde mensc 
der Trägheit und ihrem Gefolge, der Feigheit und Falschheit, bedürfen der Pe 
die Menschen der Vorbilder, genialer Individuen, die ihnen das Rätsel haltba 
der Freiheit. vorkonstruieren, wie ihnen solche in den Religionsstiftern er- zwisch 
standen sind. Die notwendige Verständigung über sittliche Überzeugung siertes 
geschieht in der Kirche, deren Symbole nicht als Lehrstücke, sondern stimm] 
nur als Lehrmittel für die Verkündigung der ewigen Wahrheiten anzu- sein n 
sehen sind und die, gleich dem Staate (denn beide sind Notinstitute), das V 
Ziel hat, sich mit der Zeit entbehrlich zu machen. indivic 
Das System der Pflichten unterscheidet, auf Grund des doppelten so mu 
Gegensatzes der allgemeinen (unübertragbaren) und besonderen (übertrag- andere 
= gung c 
1 Wenn Fichte mit Recht getadelt worden, daß er mit seinem kahlen Moral- der aı 
prinzip der Selbständigkeit des Ich die Abstraktheit des Kantischen noch übertroffen behan 
habe, so gereicht es ihm zum Lobe, durch Einführung des gereinigten Individualitäts- 
gedankens Jacobis (S. 271) der Ethik einen konkreten Inhalt von unbestreitbarer Ge- yom 4 
sundheit und Brauchbarkeit dargeboten zu haben. des E 
FICHT:
	        
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