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mißlingt, im Menschen gelingt die Absicht der Natur, auf sich zu reflek- Grundg«
tieren, Intelligenz zu werden. Die Natur ist das Embryonalleben des insbesor
Geistes. Natur und Geist sind wesentlich identisch: . „Was außer dem seiner /
Bewußtsein gesetzt ist, ist dem Wesen nach dasselbe, was auch im Be- Erzeuge
wußtsein gesetzt ist.“ Darum „muß das Erkennbare selbst schon das Gliederr
Gepräge des Erkennenden an sich tragen“. Die Natur die Vorstufe, ganische
nicht das Gegenteil des Geistes, die Geschichte eine Fortsetzung des entlehnt
physischen Geschehens, der Parallelismus zwischen der idealen und der der orge
realen Entwickelungsreihe — das sind' Herdersche Ideen, die Schelling Leben:
in die Transzendentalphilosophie einführt. Der Kant-Fichtesche Mora- ist ursp
lismus mit seiner schroffen Entgegensetzung von Natur und Geist wird das Tot
in der Naturphilosophie durch den Herderschen Physicismus eingeschränkt. Ebenso
„Die Natur ist apriori“ (alles Einzelne in ihr ist durch das Ganze, nische 1
durch die Idee einer Natur überhaupt, im voraus bestimmt), darum können Die tote
ihre Formen aus ihrem Begriffe deduziert werden. Der Philosoph schafft gativen
die Natur noch einmal, er konstruiert sie. Die spekulative Physik be- duum ä
trachtet die Natur als Subjekt, Werden, Produktivität (nicht, wie die gegenge
empirische Naturforschung, als Objekt, Sein, Produkt), wozu es statt der aufs ne
vereinzelnden. Reflexion einer auf das Ganze gehenden Anschauung bedarf, Hinderv
Der hervorbringenden Natur werden, wie dem absoluten Ich Fichtes, Diese s
zwei entgegengesetzte Thätigkeiten, eine expandierende oder re- meinsch
pulsive und eine attrahierende, zugeschrieben und hierauf das allgemeine dasjenig
Gesetz der Polarität gegründet. Die absolute Produktivität strebt einem bilierte
unendlichen Produkt.entgegen, das sie nie erreicht, weil es ohne Hem- fache N
mung kein Produkt giebt. Ihr muß an bestimmten Punkten Einhalt ge- und di
boten werden, damit Erkennbares entstehe. So ist jedes Naturprodukt denen c
das Resultat einer positiven, vorwärtstreibenden, akzelerierenden, verall- Verbind
gemeinernden und einer negativen, beschränkenden,. retardierenden, in- Schellin;
dividualisierenden Kraft. Die Unendlichkeit der schöpferischen Thätig- Erklärun
keit giebt sich verschiedentlich kund: in dem Entwickelungsstreben jedes einschlä
Erzeugnisses, in der Erhaltung der Gattung beim Untergang der Indi- durch e
viduen, in der Endlosigkeit der Reihe der Produkte. Der Schaffensdrang gesucht.
der Natur ist unerschöpflich, geht über jedes Produkt hinaus. Die Qua- weder a
litäten sind Hemmungspunkte der einen, allgemeinen. Naturkraft, die beim Li
ganze Natur ist eine zusammenhängende Entwickelung. Vermöge des Eulers |
Gegensatzes der anfachenden und verlangsamenden Thätigkeit im Natur- über die
grunde herrscht allenthalben das Gesetz der Duplizität, Doch muß Phlogist
zu jenen beiden Kräften noch ein drittes als ihre Copula hinzukommen, Dr.
welches das. Verhältnis oder Maß ihrer Verbindung festsetzt. Hieraus ;
entspringen die Dreiteilungen der Naturphilosophie. Der Magnet mit bs
seiner Vereinigung polar entgegengesetzter Kräfte ist der Typus aller En
Naturgestaltung. 28
Mit der synthetischen Methode Fichtes und dem naturalistischen Natur 17