Full text: Geschichte der neueren Philosophie

382 SCHELLING, 
mißlingt, im Menschen gelingt die Absicht der Natur, auf sich zu reflek- Grundg« 
tieren, Intelligenz zu werden. Die Natur ist das Embryonalleben des insbesor 
Geistes. Natur und Geist sind wesentlich identisch: . „Was außer dem seiner / 
Bewußtsein gesetzt ist, ist dem Wesen nach dasselbe, was auch im Be- Erzeuge 
wußtsein gesetzt ist.“ Darum „muß das Erkennbare selbst schon das Gliederr 
Gepräge des Erkennenden an sich tragen“. Die Natur die Vorstufe, ganische 
nicht das Gegenteil des Geistes, die Geschichte eine Fortsetzung des entlehnt 
physischen Geschehens, der Parallelismus zwischen der idealen und der der orge 
realen Entwickelungsreihe — das sind' Herdersche Ideen, die Schelling Leben: 
in die Transzendentalphilosophie einführt. Der Kant-Fichtesche Mora- ist ursp 
lismus mit seiner schroffen Entgegensetzung von Natur und Geist wird das Tot 
in der Naturphilosophie durch den Herderschen Physicismus eingeschränkt. Ebenso 
„Die Natur ist apriori“ (alles Einzelne in ihr ist durch das Ganze, nische 1 
durch die Idee einer Natur überhaupt, im voraus bestimmt), darum können Die tote 
ihre Formen aus ihrem Begriffe deduziert werden. Der Philosoph schafft gativen 
die Natur noch einmal, er konstruiert sie. Die spekulative Physik be- duum ä 
trachtet die Natur als Subjekt, Werden, Produktivität (nicht, wie die gegenge 
empirische Naturforschung, als Objekt, Sein, Produkt), wozu es statt der aufs ne 
vereinzelnden. Reflexion einer auf das Ganze gehenden Anschauung bedarf, Hinderv 
Der hervorbringenden Natur werden, wie dem absoluten Ich Fichtes, Diese s 
zwei entgegengesetzte Thätigkeiten, eine expandierende oder re- meinsch 
pulsive und eine attrahierende, zugeschrieben und hierauf das allgemeine dasjenig 
Gesetz der Polarität gegründet. Die absolute Produktivität strebt einem bilierte 
unendlichen Produkt.entgegen, das sie nie erreicht, weil es ohne Hem- fache N 
mung kein Produkt giebt. Ihr muß an bestimmten Punkten Einhalt ge- und di 
boten werden, damit Erkennbares entstehe. So ist jedes Naturprodukt denen c 
das Resultat einer positiven, vorwärtstreibenden, akzelerierenden, verall- Verbind 
gemeinernden und einer negativen, beschränkenden,. retardierenden, in- Schellin; 
dividualisierenden Kraft. Die Unendlichkeit der schöpferischen Thätig- Erklärun 
keit giebt sich verschiedentlich kund: in dem Entwickelungsstreben jedes einschlä 
Erzeugnisses, in der Erhaltung der Gattung beim Untergang der Indi- durch e 
viduen, in der Endlosigkeit der Reihe der Produkte. Der Schaffensdrang gesucht. 
der Natur ist unerschöpflich, geht über jedes Produkt hinaus. Die Qua- weder a 
litäten sind Hemmungspunkte der einen, allgemeinen. Naturkraft, die beim Li 
ganze Natur ist eine zusammenhängende Entwickelung. Vermöge des Eulers | 
Gegensatzes der anfachenden und verlangsamenden Thätigkeit im Natur- über die 
grunde herrscht allenthalben das Gesetz der Duplizität, Doch muß Phlogist 
zu jenen beiden Kräften noch ein drittes als ihre Copula hinzukommen, Dr. 
welches das. Verhältnis oder Maß ihrer Verbindung festsetzt. Hieraus ; 
entspringen die Dreiteilungen der Naturphilosophie. Der Magnet mit bs 
seiner Vereinigung polar entgegengesetzter Kräfte ist der Typus aller En 
Naturgestaltung. 28 
Mit der synthetischen Methode Fichtes und dem naturalistischen Natur 17
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.