Full text: Geschichte der neueren Philosophie

WELTANSCHAUUNG, 415 
realisiert, so ist alles Wirkliche vernünftig; und wenn der Welt- 
prozeß seine höchste Stufe in der Philosophie, diese aber ihre Vollendung 
smus wieder in dem System des absoluten Idealismus erreicht, so ist alles Vernünf- 
Blute lag und tige wirklich. Die Vernunft oder Idee ist nicht eine bloße Forderung, 
worden war. ein ersehntes Ideal, sondern eine Weltmacht, die ihre Realisierung durch- 
ı die Theorie setzt. „Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist 
seins gefeiert. vernünftig“ (Vorrede zur Rechtsphilosophie). Zusammengefaßt: Hegels 
ı der intellek- Philosophie ist Idealismus, Identitätssystem und optimistische 
ektiv psycho- Entwickelungstheorie. Wie unterscheidet sich Hegel von anderen 
; vor: Leibniz Idealisten, Identitätsphilosophen und Entwickelungslehrern, insbesondere 
»ge aller Ele- von seinem Vorgänger Schelling? 
Aufgabe alles Bei Schelling ist die Natur das Subjekt und die Kunst der Schluß- 
s individuellen punkt der Entwickelung, sein Idealismus trägt einen physischen und 
zu realisieren. ästhetischen Charakter, wie derjenige Fichtes einen ethischen. Bei Hegel 
Verkörperung aber ist Subjekt und Ziel der Entwickelung der Begriff, seine Philo- 
x des Begriffs, sophie ist, um mit HAYM zu reden, eine „Logisierung“ der Welt, ein 
er die logische logischer Idealismus. 
fe, steigt so- Identitätslehre ist jedes System, welches Natur und Geist als wesens- 
im Menschen gleich und als Erscheinungsweisen eines über beide erhabenen Absoluten 
titutionen, um auffaßt. Während aber Schelling Reales und Ideales als einander 
1 vollendet in gleichberechtigt behandelt, stellt Hegel die Fichtesche Unterordnung 
> des Anfangs der Natur unter den Geist wieder her, ohne doch Fichtes Naturver- 
und das Ziel achtung zu teilen. Die Natur ist weder dem Geiste koordiniert, noch 
arstellung und ein bloßes Mittel desselben, sondern eine Durchgangsstufe in der Ent- 
it, Kunst und wickelung des Absoluten, nämlich die Idee in ihrem Anderssein. Der 
was jene ver- Geist selbst ist es, der Natur wird, um wirklicher, bewußter Geist zu 
fs darzustellen. werden; ehe das Absolute Natur wurde, war es schon Geist, zwar nicht 
se „Alles Sein „für sich“, aber doch „an sich“, es war Idee oder Vernunft. Das Ideale 
Denkens“ als ist nicht bloß der Morgen, der auf die Nacht des Realen folgt, sondern 
gende Bestim- auch der Abend, der ihr vorangeht. Das Absolute (der Begriff) entwickelt 
n der Dinge. sich vom Ansich durch das Außersich oder Anderssein zum An- und 
gy der Erschei- Fürsich, es existiert zuerst als Vernunft (logisches Begriffssystem), hier- 
g in der Welt auf als Natur, zuletzt als lebendiger Geist. Durch zweierlei also unter- 
ıteresse richtet scheidet sich Hegels Identitätsphilosophie von der Schellings: sie subordi- 
rt Bestimmung, niert die Natur dem Geiste und faßt das Absolute des Anfangs nicht 
st. teleologisch, als Indifferenz des Reellen und Ideellen, sondern als Ideelles, als ein 
3 erhalten wir Reich ewiger Gedanken. 
/E treffend das Hiernach ist die Behauptung, daß Hegel die Synthese Fichtes 
he Darstellung und Schellings darstelle, berechtigt. Sie gilt auch für die gesamte 
ankens ist, so Eigenart des Philosophen, sofern derselbe zwischen der weltentrückten 
t das Werden starren Abstraktheit des Fichteschen Denkens und der künstlerisch-phan- 
llen hat, so ist tasievollen Intuition Schellings die Mitte hält und mit jenem die logische 
nen Gedanken Strenge sowie das überwiegende Interesse für die Geistesphilosophie, mit
	        
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