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spekulativem, sondern nur auf empirischem Wege, durch innere Beobach- bestim!
tung gefunden werden; sie sind gegebene Fakta der Vernunft, deren wir durch
uns durch Reflexion oder psychologische Analyse bewußt werden. Das die Sc]
Apriori kann nicht demonstriert oder abgeleitet, sondern nur als that- begriffe
sächlich vorhanden aufgezeigt werden. Die Streitfrage zwischen Fries kungen
und der idealistischen Schule — über welche die Prorektoratsrede von denen
KUNnO FISCHER „Die beiden kantischen Schulen in Jena“ 1862 nachzu- Grunds
lesen — lautet demnach: ist die Entdeckung des Apriori selbst eine Er- über R
kenntnis apriori oder eine Erkenntnis aposteriori? ist die Vernunftkritik ihrer I
eine metaphysische oder eine empirische, nämlich anthropologische Un- Alle I
tersuchung? Herbart entscheidet mit den .Idealisten: „Alle Begriffe, Ewiges
durch die wir unser Erkenntnisvermögen denken, sind selbst metaphysi- und F
sche. Begriffe“ (Lehrb. z. Einl. S. 231)!. Fries entscheidet: die Vernunft- Wirklic
kritik ist eine psychologische Empirie, eine Erkenntnis aus innerer das G
Erfahrung oder Selbstbeobachtung, wie denn die Erfahrungsseelenlehre Wirklic
überhaupt die Grundlage aller Philosophie bildet. der de
Von dieser methodologischen Differenz abgesehen, nimmt Fries die Idee,
Kantischen Ergebnisse fast unverändert auf, man müßte denn die wie sie
Verflachung, ; die. sie. unter‘. seinen Händen‘ erleiden, eine erhebliche das En
Veränderung nennen wollen. Nur die Lehre von den Ideen und der Ersche:
Vernunfterkenntnis wird umgestaltet durch Hereinziehung und Systema- Ahnun
tisierung der Jacobischen Lehre von der unmittelbaren Evidenz des D
Glaubens. Die Vernunft, das Vermögen der Ideen, d. h. der unbe- mathen
weisbaren aber zugleich unbezweifelbaren Prinzipien, ist der Sinnlichkeit die org
und dem Versfande vollkommen ebenbürtig. Dieselbe subjektive Nöti- als ein
gung, welche uns die objektive Realität der Anschauung und der Ka- Psycho
tegorien verbürgt, begleitet auch die Ideen; der Glaube, der uns das stande.
ewige Ansich der Dinge erschließt, ist nicht minder gewiß, als das äußere.
Wissen von der begrenzten Erscheinung. Die ideale Weltansicht ist gECHN
ebenso notwendig wie die natürliche, durch jene erkennen wir dieselbe schiede
Welt wie durch diese, nur nach einer höheren Ordnung, beide stammen meine
aus der Vernunft oder der Einheit der‘ transzendentalen Apperzeption, prozeß
nur daß wir bei der natürlichen Ansicht uns bewußt sind, bei der idealen faßt Ei
davon absehen, daß sie die Bedingung‘ der Erfahrung ist. Was uns Interes
über das Wissen zum Glauben emporzusteigen nötigt, ist der Umstand, Triebe:
daß die leere Einheitsform der Vernunft durch sinnliche Erkenntnis nie- seligkei
mals vollkommen ausgefüllt wird. Die Ideen sind doppelter Art: die nehme
ästhetischen sind Anschauungen, zu denen die entsprechenden deutlichen unbedi
Begriffe fehlen, die logischen sind Begriffe, denen keine entsprechenden Gesetz
= gleiche
1 In der Encyklopädie freilich erklärt Herbart: „Ohne Psychologie lassen sich vabe d
die Fragen der Vernunftkritik nicht beantworten‘; „zu jeder metaphysischen Unter- Asthetis
suchung ‚... gehört eine psychologische Untersuchung des nämlichen Begriffs _in
Ansehung seines Ursprungs“. Werke (Kehrb.) Bd. 0, S. 222—3. geister