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Umständen, nämlich dadurch, daß sie von anderen Wesen zur Selbst- desse
erhaltung gereizt wird, Die Summe der mit der Seele in unmittelbarer gesic
Beziehung stehenden Realen heißt ihr Leib, welcher, ein Aggregat ein- am
facher Wesen, zwischen der Seele und der Außenwelt das Mittelglied des kom]
Kausalverhältnisses abgiebt. Die Seele hat ihren (beweglichen) Sitz im fach«
Gehirn. Gegen die physiologische Behandlung der Seelenlehre bemerkt schie
Herbart, die Psychologie gebe der Physiologie weit mehr Licht, als sie gehr
jemals von ihr empfangen könne. oder
Die einfachsten Vorstellungen sind die Empfindungen, welche sich Schr.
bei aller Verschiedenheit doch in bestimmte Klassen (Gerüche, Töne, phys
Farben) gruppieren. Sie gelten uns als Zeichen für die störenden Realen, das
aber sie sind keine Bilder der Dinge, auch keine Wirkungen derselben, daß
sondern Produkte der Seele selbst: die Erzeugung von Empfindungen Inter
ist die der Seele eigentümliche Weise, sich gegen drohende Störungen
zu wehren. Jede einmal entstandene Vorstellung verschwindet zwar Ele
wieder aus dem Bewußtsein, aber nicht aus der Seele. Sie beharrt, ver- stellt
bindet sich mit anderen und steht mit ihnen in Wechselwirkung, beides End:
nach bestimmten Gesetzen. Diese ursprünglichen Vorstellungen sind die Scho
einzigen, welche die Seele selbstthätig hervorbringt; alle sonstigen psychi- lehre
schen Vorgänge, Gefühl, Begierde, Wille, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Hoff
Urteil, der ganze Reichtum des. inneren Geschehens ergiebt sich von mati
selbst aus dem gesetzlichen Wechselspiel der primitiven Vorstellungen. müht
Ursprünglich ist nur das Vorstellen (genauer: das Empfinden); Raum, bem«
Zeit, Kategorien, die Kant für apriori ausgiebt, sind sämtlich erworben, allge:
d.h. sie sind, wie das gesamte höhere geistige Leben, Resultate eines Seele
psychischen Mechanismus, zu deren Hervorbringung es keiner erneuten ihrer
Anstrengung von seiten der Seele selbst bedarf. Es war ein höchst rate
verderblicher Irrtum der bisherigen Psychologie, daß sie jede besondere ange.
geistige Thätigkeit, statt sie aus Kombinationen einfacher Vorstellungen Rose
herzuleiten, einem speziellen gleichnamigen Seelenvermögen zuschrieb. gelb
Sie behandelte leere abstrakte Klassenbegriffe als wirkliche Kräfte und (das
meinte, damit die einzelnen konkreten Akte „erklärt“ zu haben. — Es versc
giebt keinen erbitterteren Gegner der Vermögenstheorie als Herbart. stellu
Sein Feldzug gegen dieselbe war, wenn nicht siegreich, so doch heil- wußt.
sam und die Motive seiner Feindschaft bis zu einem gewissen Grade der}
vollkommen berechtigt. Nichts nutzloser als die Versicherung, was die wie
Seele wirklich thue, das müsse sie auch thun können. Wer bestreitet ist te
das! Ein Vermögen erklärt nichts, solange die Gesetze, nach denen es eigen
fungiert, und sein Verhältnis zu anderen Vermögen im Unklaren bleiben. Aufst
Aber auch wenn der Vermögensbegriff keinen positiven Nutzen gewährt, gänzl
ganz beseitigt werden. kann. er nicht. Er bezeichnet die Grenze, wo logisc
unsere Fähigkeit aufhört, eine Klasse seelischer Vorgänge auf eine andere geset:
zurückzuführen, Gegen die bescheidene und notgedrungene Anwendung heiße