‘\OPHIE BRUNO, CAMPANELLA., 33
und Unendlichkeit der der heroische Affekt des schönheitbegeisterten Weisen. „Bruno war der
3rsum Oder die schwärme- Philosoph der italienischen Renaissance. Ihr künstlerisches Lebensgefühl
nd ihm völlig, All, Welt- und ihre Lebensideale wurden durch ihn zu einer Weltansicht und zu
Materie wird ein göttliches einer moralischen Formel erhoben“ (DiLTHEY, G. Bruno u. Spinoza,
n Züge der brunonischen Archiv £. Gesch. d. Ph., Bd. 7, S. 270).
astisch) H. BRUNNHOFER, Nicht minder abhängig von Nikolaus und Telesius, als der Nolaner,
Ders., Brunos Lehre vom zeigt sich Thomas Campanella! (1568—16309). Kalabrese von Ge-
9, 2. Aufl. 1900; BEYERS- burt wie Telesius, dessen Schriften ihn mit Abneigung gegen Aristoteles
burg 1880; FL. Tocco, erfüllen, Dominikaner wie Bruno, durch den grundlosen Verdacht einer
n italienischen verglichen Verschwörung gegen die spanische Herrschaft der Freiheit beraubt, hat
ff.; KUHLENBECK, Licht- er siebenundzwanzig Jahre im Gefängnis zugebracht und ist nach kurzer
h. Mon. Bd. 13, 1877. Zeit der Ruhe in Paris gestorben. Einen alten Gedanken erneuernd
tbild, indem er die starre weist er von dem geschriebenen Kodex der Bibel auf das lebendige Buch
ch Kepler unser Sonnen- der Natur als eine ebenfalls göttliche Offenbarung hin. Auf dem Glauben
°k in die Unermeßlichkeit ruht die Theologie (in der sich Campanella, der Tradition seines Ordens
Gegensatz des Irdischen gemäß, an Thomas von Aquin anschließt), auf der Wahrnehmung die
1er erfüllten) unendlichen Philosophie, die in ihrem instrumentalen Teile die Mathematik und Logik,
keines den Mittelpunkt in ihrem realen Teile die Natur- und Sittenlehre umfaßt, während die
gleich der unseren von Metaphysik die obersten Voraussetzungen und allerletzten Gründe, die
den gleichen Stoffen wie „Proprinzipien“, behandelt. Seinen Ausgang nimmt Campanella, wie vor
len oder Formen bewegt, ihm Augustin und nach ihm Descartes, von der unbezweifelbaren Gewiß-
Wohnsitz unendlich vieler heit der eigenen Existenz des Geistes, von der er zu derjenigen der
;graden, auf deren Leiter Existenz Gottes aufsteigt. An die erste sichere Erkenntnis, daß ich bin,
nimmt. Alle Organismen schließen sich drei weitere an: mein Wesen besteht in den Thätigkeiten
Minima oder Monaden des Könnens, Wissens und Wollens; ich bin endlich und beschränkt,
ie körperlich und seelisch, Macht, Weisheit und Liebe zeigen sich beim Menschen stets mit ihren
ihre Verbindung wechselt Gegenteilen Ohnmacht, Thorheit und Haß vermischt; mein Können,
‚ so auch der Zeit nach Wissen und Wollen geht nicht bloß auf das Gegenwärtige. Das Dasein
Stillstand, denn die Fülle der Gottheit folgt aus der Vorstellung derselben in uns, die wir nur von
‚hlummern, ist unerschöpf- dem Unendlichen selbst empfangen haben können. Unmöglich kann
fände -erhabene Ureinheit, ein so kleiner Teil des Universums, wie der Mensch, aus sich selbst die
x: in: der es beschlossen Idee eines Wesens hervorbringen, das unvergleichlich größer ist als das
t. In der lebendigen Ein- ganze All. Gottes Wesen erreiche ich von dem meinigen aus dadurch,
Seiten, die geistige (Welt- daß ich von dem letzteren, in welchem wie in allem Endlichen Seiendes
Zwar unterscheidbar, aber und Nichtseiendes gemischt ist, jegliche Beschränktheit und Verneinung
allgegenwärtig das Größte hinwegdenke, die positiven Grundeigenschaften des posse, cognoscere und
len. . Sie verllicht alles in velle oder der potentia, sapıtentia und des amor ins Unendliche steigere und
han auf das Ganze blickt, auf ihn, der reine Bejahung, en%s ohne alles z0%-ens ist, übertrage. So
in. obwaltet; verschwindet erhalte ich als die drei Proprinzipien oder Primalitäten des Seienden oder
uflöst.” Wer die Welt so der Gottheit: Allmacht, Allweisheit, Allliebe. Aber auch die untermensch-
dliche erfüllt und. beugt * Campanellas Werke hat AL. D’ANCONA, Turin 1854, herausgegeben, Über ihn:
r wahren Wissenschaft er- SIGWART, Kl. Schr I, S. 125 ff.; EB. GOTHEIN in STEINHAUSENS Zeitschr. f. Kultur-
keit. die des Geisteshelden; gesch., neue (vierte) Folge I 1, 1893—90904, S. 50—02.
Falcken berg, Neuere Philos. IV. Aufl.
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