Full text: Geschichte der neueren Philosophie

DIE PRINZIPIEN. 79 
en 1647 in neuem aufgebaut werden. Denn wir kommen als Kinder auf die Welt 
ersten . Teile und bilden uns Urteile über die Dinge oder sprechen sie nach, ehe wir 
1863 veran- in den Vollbesitz unserer Verstandeskräfte gelangt sind; kein Wunder, 
Werken die daß wir mit einer Unzahl von Vorurteilen erfüllt sind, von denen 
seele /TYaule wir uns gründlich nur befreien dadurch, daß wir alles als zweifelhaft 
französisch, betrachten, was den geringsten Verdacht der Ungewißheit darbietet. 
la formation Lasset uns also alle unsere bisherigen Ansichten aufgeben, um nachher 
inische Aus- bessere an ihrer Statt anzunehmen oder vielleicht dieselben, nachdem sie 
; finden sich sich vor der prüfenden Vernunft bewährt haben werden. Die anerkannte 
nderem aus Vorsichtsmaßregel, dem nie völlig Vertrauen zu schenken, der uns. ein- 
die Leitung mal betrogen hat, gilt auch für unser Verhältnis zu den Sinnen: sie 
ıs natürliche täuschen uns zuweilen, das steht fest, vielleicht täuschen sie uns immer, 
| französisch Ferner glauben wir täglich im Traume Dinge zu sehen, die es nirgends 
schien 1824 giebt, und es fehlt ein Kennzeichen, um sicher den Traum vom wachen 
vollständigte Zustande zu unterscheiden; wer steht uns dafür, daß wir nicht beständig 
n die Briefe träumen? Folglich muß: sich der Zweifel vor allem auf das Dasein der 
Sinnendinge richten. Ja sogar auf die Mathematik, so sicher ihre Grund- 
Seien. die‘ von sätze und Beweise scheinen mögen, soll er sich. ausdehnen; denn auch 
355 angeführt. in ihr kommt Streit und Irrtum vor, und es ist nicht unmöglich, daß der 
inc-Lehre von Allmächtige mich so erschaffen hat, daß ich mich immer irre, auch in 
er Metaphysik dem, was ich auf das Vollkommenste zu wissen meine. 
PAUL NATORFP Ich bezweifle also oder leugne, daß die Welt so ist, wie sie mir 
92, über Selne erscheint, daß es einen Gott giebt, daß Körper außer mir existieren, daß 
We ich einen Leib habe, daß zweimal zwei gleich vier ist, — Eins aber ist 
chöner Artikel mir unmöglich in Frage zu stellen, nämlich daß ich selbst, der ich diese 
zösische Litte- Zweifelsthätigkeit ausübe, existiere., Einen einzigen Punkt giebt es, an 
sch erschienen, welchem der Zweifel Halt machen muß: der Zweifelnde selbst, das 
eigene Sein des Denkenden. Ich kann alles bezweifeln nur nicht, daß 
QUILLIER (Ge- ich zweifle und, indem ich zweifle, bin. — Gesetzt, ein höheres Wesen 
Mann wollte mich täuschen in allem, was ich vorstelle, es könnte mich nicht 
. täuschen, wenn ich nicht da wäre, könnte nicht bewirken, daß ich nicht 
bin, während ich. denke, Getäuscht werden heißt Falsches vorstellen; 
taphysischen daß vorgestellt wird, gleichviel was, ist keine Täuschung. Es könnte sein 
m Menschen daß überhaupt gar nichts existierte, dann dürfte aber auch keiner da- 
sein, der dieses Nichtsein dächte. Sei alles Irrtum, das Irren, das Vor- 
stellen ist keiner... Alles ist geleugnet, der Leugner ist geblieben. Aller 
Inhalt des Bewußtseins ist zerstört, das Bewußtsein, die zweifelnde Thätig- 
den Schulen keit, das Sein des Denkenden ist unzerstörbar, Cogztatio sola a me divelli 
;nhangsloser, nequit. Damit ist der als Ausgang des Wissens gesuchte. eine feste 
Es fehlt an Punkt gefunden, es ist die Selbstgewißheit des denkenden Ich. 
Soll in der Daraus, daß ich zweifle, d. h. denke, folgt, daß ich, der Zweifelnde, 
de kommen, Denkende, bin. Cogito ergo sum ist die erste und gewisseste aller Er- 
ben und von kenntnisse.
	        
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