Full text: Geschichte der neueren Philosophie von Nikolaus von Kues bis zur Gegenwart

Begleitwort von Rudolf Eucken. 
Mit tiefer Wehmut ergreife ich die Feder, um mit einigen Worten 
die zweite Hälfte der 8. Auflage von Falckenbergs Geschichte der 
neueren Philosophie einzuleiten; dies Buch mit seiner großen Arbeit war 
so gut wie fertig, als unerwartet der Tod an den lieben, gütigen und 
treuen. Freund herantrat und seinem Wirken ein Ziel setzte. 
Ich habe Falckenbergs Geschichte der neueren, Philosophie von 
ihrem Entstehen an mit warmer Teilnahme begleitet. Es war zunächst 
die Anregung des Verlagsbuchhändlers Dr. Hermann Credner, welcher 
die Sache in Fluß brachte; er richtete an Falckenberg eine freundliche 
Einladung, die Aufgabe zu übernehmen. Dieser aber hätte sich ihr nicht 
unterzogen, wäre nicht seine eigene Natur ihr entgegengekommen: ihn 
fesselte stark das Problem, seine eigene Art mit den leitenden Denkern 
und mit den sie bewegenden Gegenständen auseinander zu setzen, das 
Ringen mit,dem gewaltigen Stoff wurde ihm ein hoher Reiz und eine 
edle Freude; auch in der Auswahl wie in der Gliederung des Stoffes ging 
er durchaus selbständige Wege. Die damit ergriffene Aufgabe wurde 
dann.mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ausgeführt; jede einzelne 
Auflage wurde umsichtig revidiert und den Forderungen des unablässig 
anschwellenden‘ Stoffes genau angepaßt, auch die Darstellung erhielt 
nicht selten ein neues Gewand; so ist das Ganze durch die stattliche Anzahl 
der Auflagen hindurch immer in frischem Fluß geblieben. 
Wieviel Arbeit in einem solchen Unternehmen steckt, auch wieviel 
Entsagung sie fordert, auch wie oft die Ergebnisse mühsamer Forschung 
sich in ein kurzes Wort zusammendrängen müssen, das ist jedem Kenner 
dieser Dinge bekannt; die hier gebotene gründliche Leistung der Wissen- 
schaft aber empfing eine seelische Erwärmung durch die Persönlichkeit 
des Verfassers, die aufs eifrigste bestrebt war, jedem besonderen Gegen- 
stand sein gebührendes Recht zu geben; mit der Gerechtigkeit aber verband 
sie eine wohltuende Güte der Gesinnung, sie machte möglich, sich mit 
ganzer Seele in die verschiedenen Gedankenwelten zu versetzen, ohne der 
eigenen Überzeugung etwas zu vergeben, 
Daß daraus ein harmonisches und lebensvolles Bild des Ganzen 
hervorging, das stand in einem engen Zusammenhange mit der hervor-
	        
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