Begleitwort von Rudolf Eucken.
Mit tiefer Wehmut ergreife ich die Feder, um mit einigen Worten
die zweite Hälfte der 8. Auflage von Falckenbergs Geschichte der
neueren Philosophie einzuleiten; dies Buch mit seiner großen Arbeit war
so gut wie fertig, als unerwartet der Tod an den lieben, gütigen und
treuen. Freund herantrat und seinem Wirken ein Ziel setzte.
Ich habe Falckenbergs Geschichte der neueren, Philosophie von
ihrem Entstehen an mit warmer Teilnahme begleitet. Es war zunächst
die Anregung des Verlagsbuchhändlers Dr. Hermann Credner, welcher
die Sache in Fluß brachte; er richtete an Falckenberg eine freundliche
Einladung, die Aufgabe zu übernehmen. Dieser aber hätte sich ihr nicht
unterzogen, wäre nicht seine eigene Natur ihr entgegengekommen: ihn
fesselte stark das Problem, seine eigene Art mit den leitenden Denkern
und mit den sie bewegenden Gegenständen auseinander zu setzen, das
Ringen mit,dem gewaltigen Stoff wurde ihm ein hoher Reiz und eine
edle Freude; auch in der Auswahl wie in der Gliederung des Stoffes ging
er durchaus selbständige Wege. Die damit ergriffene Aufgabe wurde
dann.mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ausgeführt; jede einzelne
Auflage wurde umsichtig revidiert und den Forderungen des unablässig
anschwellenden‘ Stoffes genau angepaßt, auch die Darstellung erhielt
nicht selten ein neues Gewand; so ist das Ganze durch die stattliche Anzahl
der Auflagen hindurch immer in frischem Fluß geblieben.
Wieviel Arbeit in einem solchen Unternehmen steckt, auch wieviel
Entsagung sie fordert, auch wie oft die Ergebnisse mühsamer Forschung
sich in ein kurzes Wort zusammendrängen müssen, das ist jedem Kenner
dieser Dinge bekannt; die hier gebotene gründliche Leistung der Wissen-
schaft aber empfing eine seelische Erwärmung durch die Persönlichkeit
des Verfassers, die aufs eifrigste bestrebt war, jedem besonderen Gegen-
stand sein gebührendes Recht zu geben; mit der Gerechtigkeit aber verband
sie eine wohltuende Güte der Gesinnung, sie machte möglich, sich mit
ganzer Seele in die verschiedenen Gedankenwelten zu versetzen, ohne der
eigenen Überzeugung etwas zu vergeben,
Daß daraus ein harmonisches und lebensvolles Bild des Ganzen
hervorging, das stand in einem engen Zusammenhange mit der hervor-