Full text: Geschichte der neueren Philosophie von Nikolaus von Kues bis zur Gegenwart

VI VORREDE. 
als nach unserer Meinung ihrer Bedeutung und Berechtigung entspricht. 
Mit Auswahl und Ausführlichkeit der Behandlung es jedem recht zu 
machen, ist unmöglich; möchten es nicht zu viele sein, die sich ‚einen 
Leitfaden dieser Art ganz anders gedacht hätten. In der Gruppierung 
der Richtungen und Schulen und der Anordnung des Inhalts der Systeme 
um jeden Preis von. den vorhandenen Darstellungen abzuweichen, lag 
nicht in unserer Absicht, ebensowenig, die Vorteile ungenutzt zu lassen, 
die dem Späterkommenden daraus erwachsen, daß ihm die hervor- 
ragenden‘ Leistungen früherer Bearbeiter vorliegen. Insbesondere .be- 
kennen wir dankbar die Förderung, welche uns. die erneute Beschäftigung 
mit den einschlägigen Werken von Kuno Fischer, J. Ed. Erdmann, 
Zeller, Windelband, Überweg-Heinze, Harms, Lange, Franz 
Vorländer, Jodl und Pünjer gebracht hat. 
Was uns bewog, die vorliegende Arbeit in Angriff zu nehmen, war 
die Wahrnehmung, daß ein Lehrbuch der Geschichte der neueren Philo- 
sophie fehle, das, reichhaltiger, gründlicher und präziser als die kleinen 
Abrisse von Schwegler und Genossen, etwa die Mitte hielte zwischen der 
eleganten, jedoch ausführlicheren Darstellung Windelbands und dem 
soliden, aber mit seiner Spaltung des Textes in Paragraphen und Noten 
und der Unterbrechung desselben durch seitenlange Aufzählungen von 
Büchertiteln etwas trockenen Grundriß Überwegs, Während der erstere 
auf Literaturangaben gänzlich verzichtet, der letzte ihrer, wenigstens 
für Unterrichtszwecke, gar zu viele bringt und J. B. Meyers Leitfaden 
(1882) sich überhaupt auf bio- und bibliographische Notizen beschränkt, 
haben wir, mit möglichster Schonung der fortlaufenden Darstellung, 
im Text oder in den Anmerkungen außer den  Hauptwerken der 
Philosophen einige von den Schriften über sie angeführt. Die leitenden 
Gesichtspunkte bei der Auswahl der Literatur, daß nur die wertvolleren 
nd. die ‚als Lektüre für den Studierenden geeigneten Arbeiten auf- 
zunehmen, außerdem (aber dıe neuesten Erscheinungen tunlichst zu be- 
rücksichtigen seien, werden kaum Tadel zu befürchten haben. Daß 
manche uns unbekannte Schrift der Erwäbnung würdig gewesen wäre, 
soll nicht bestritten werden. 
Die auf Anregung der Verlagsbuchhandlung im Anhang beigefügte 
Erläuterung einer Anzahl philosophischer Termini, die sich 
fast ganz auf fremdsprachliche Ausdrücke beschränkt und die_ Bezeich- 
nungen. für’ die durchgehenden Richtungen bevorzugt, wurde nach 
Möglichkeit so eingerichtet, daß sie zugleich _als_Sachregister benutzt 
werden kann. 
Jena, 23. Dezember 1885,
	        
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