VI VORREDE.
als nach unserer Meinung ihrer Bedeutung und Berechtigung entspricht.
Mit Auswahl und Ausführlichkeit der Behandlung es jedem recht zu
machen, ist unmöglich; möchten es nicht zu viele sein, die sich ‚einen
Leitfaden dieser Art ganz anders gedacht hätten. In der Gruppierung
der Richtungen und Schulen und der Anordnung des Inhalts der Systeme
um jeden Preis von. den vorhandenen Darstellungen abzuweichen, lag
nicht in unserer Absicht, ebensowenig, die Vorteile ungenutzt zu lassen,
die dem Späterkommenden daraus erwachsen, daß ihm die hervor-
ragenden‘ Leistungen früherer Bearbeiter vorliegen. Insbesondere .be-
kennen wir dankbar die Förderung, welche uns. die erneute Beschäftigung
mit den einschlägigen Werken von Kuno Fischer, J. Ed. Erdmann,
Zeller, Windelband, Überweg-Heinze, Harms, Lange, Franz
Vorländer, Jodl und Pünjer gebracht hat.
Was uns bewog, die vorliegende Arbeit in Angriff zu nehmen, war
die Wahrnehmung, daß ein Lehrbuch der Geschichte der neueren Philo-
sophie fehle, das, reichhaltiger, gründlicher und präziser als die kleinen
Abrisse von Schwegler und Genossen, etwa die Mitte hielte zwischen der
eleganten, jedoch ausführlicheren Darstellung Windelbands und dem
soliden, aber mit seiner Spaltung des Textes in Paragraphen und Noten
und der Unterbrechung desselben durch seitenlange Aufzählungen von
Büchertiteln etwas trockenen Grundriß Überwegs, Während der erstere
auf Literaturangaben gänzlich verzichtet, der letzte ihrer, wenigstens
für Unterrichtszwecke, gar zu viele bringt und J. B. Meyers Leitfaden
(1882) sich überhaupt auf bio- und bibliographische Notizen beschränkt,
haben wir, mit möglichster Schonung der fortlaufenden Darstellung,
im Text oder in den Anmerkungen außer den Hauptwerken der
Philosophen einige von den Schriften über sie angeführt. Die leitenden
Gesichtspunkte bei der Auswahl der Literatur, daß nur die wertvolleren
nd. die ‚als Lektüre für den Studierenden geeigneten Arbeiten auf-
zunehmen, außerdem (aber dıe neuesten Erscheinungen tunlichst zu be-
rücksichtigen seien, werden kaum Tadel zu befürchten haben. Daß
manche uns unbekannte Schrift der Erwäbnung würdig gewesen wäre,
soll nicht bestritten werden.
Die auf Anregung der Verlagsbuchhandlung im Anhang beigefügte
Erläuterung einer Anzahl philosophischer Termini, die sich
fast ganz auf fremdsprachliche Ausdrücke beschränkt und die_ Bezeich-
nungen. für’ die durchgehenden Richtungen bevorzugt, wurde nach
Möglichkeit so eingerichtet, daß sie zugleich _als_Sachregister benutzt
werden kann.
Jena, 23. Dezember 1885,