den reichsten Beziehungen lebend und umgeben von einer
zahlreichen Anhängerschar, bleibt er seinem innersten Wesen
nach doch ein einsamer Mensch, der den Umgang auch der
besten seiner Zeit eher mied als suchte. Unfähig des Erden-
glückes, als ob dessen heitere Sphäre für ihn tief unter den
Wolken läge, hat er sich in der Werktagswelt der Menschen
nie zurecht gefunden und heimisch gefühlt. Mit starker Hand
verschloß er die Last und Lust der Gefühle in seiner Brust
und in einem fast neunzigjährigen ehelosen Leben hat ex vor
feinem Herzensfreunde den Bann seiner herben Natur ge-
brochen. Im verschwiegenen Innern zeigte er sich tief religiös,
der zartesten lyrischen Stimmungen fähig, der Menschheit
freundlich gesinnt bis zur Weichherzigkeit ; im äußern Ver-
fehr verschlossen, wortkarg, voll gigantischen Mißmuts. Seinen
hohen Auftraggebern gegenüber schwankend zwischen billiger
Ergebenheit und zornmütigem Trog, bleibt er doch immer
männlich selbständig, und man darf sagen, auch immer
verdrießlich. Stets das Übermenschliche wollend, allein unter
allen das Übermenschliche leistend, nie befriedigt von sich,
selten von dem Werk andrer, so ging er durch das Leben,
ein geweihter Künstler und ein unversöhnter Mensch, dessen
zwiespaltiges Gemüt ein langes Leben hindurch vergebens
nach seinem Gleichgewichte gerungen. Ein einsamer Titane
steht er über seinem Geschlecht, weithin durch die Jahr-
hunderte sichtbar.
Wer :mmer sich versenkt in die Rätselwelt der Menschen-
seele oder sich Bahn bricht durch das Labyrinth der Ge-
schichte, dem taucht da und dort seine gewaltige Erscheinung
schon von ferne auf, gleichwie vor dem Auge des Romfahrers,
lange ehe er die heilige Stadt erblickt, sich die mächtige Peter8-
fuppel über den Horizont der weiten Campagna erhebt, auch
sie eine Schöpfung jenes Gewaltmenschen.
3