Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

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man auf fast mathematischem Wege durch Ausschließung 
alles Dagewesenen gewinnen kann, und durch das oft ge- 
mütlose Spiel einer kühlen Phantasie zu wirken. Ob man 
damit aber mehr erreicht, als eben jede Mode, dürfte fraglich 
erscheinen. Kunst und Poesie ruhen im Menschen, und 
mögen sie nun als kombinierende Erfindung, die sich in den 
natürlichen Formen bewegt, oder als bloße geläuterte An- 
schauung des Vorhandenen zu Tage treten, mögen sie Ginzel- 
erscheinungen in ihre resultierenden Grenzen bannen oder 
auf deren Individualitätsbestreben geduldig und wachsam 
eingehen, mögen sie, um es mit einem Worte zwar unklarer, 
aber populärer auszudrücken, als JdealiSmus oder RealiSmus 
auftreten, =- immer können sie nur an einem außer ihnen 
liegenden Gegenstande, Gedanken oder Hergang zum Aus- 
drucke kommen. Die Eigenschaften aber dieser Objekte, welche 
sie beleuchten, können uns keinerlei Aufschluß über die Stärke 
des Lichtes geben, unter dessen Wirkung sie aus ihrer Um- 
gebung abgehoben, aus ihrer Gewöhnlichkeit zu einer bedeut- 
samen Erscheinung isoliert werden. Freilich ist nicht zu 
leugnen, daß auch in der Wahl des äußerlich Interessanten, 
in der Kombinierung des Gegenständlichen, wodurch Gedichte 
mehr oder minder zu einer unterhaltenden Lektüre werden 
können, sich ein bestimmter Kunstsinn, ein poetischer Geist, 
ein positiver Charakter zu äußern vermögen; doch komplemen- 
tiext eine solche dichterische Eigenschast mehr den Schrift- 
steller als den Lyriker, für welchen sie nur von sekundärer 
Wichtigkeit und durchaus keine elemeniare Bedingung ist. 
Die Greif'schen Gedichte werden nun gerade dadurch so 
interessant, daß sie entkleidet sind von allen Neben«uosichten, 
daß in ihnen eine nur künstlerische Anschauung waltet, die 
sich durch nichts beirren läßt, die durch keinen sogenannten 
guten Stoff geblendet, durch keine großklingende Phrase, die 
sich ihr herausfordernd in den Weg stellen möchte, zu leerem 
Batho8 verleitet wird, sondern, sich rein in dichterischen Zwecken
	        
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